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Burnout erkennen | Eine Checkliste für Einzelpersonen und Unternehmen/Führungskräfte

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Experten-Interview: Wie kann man Burnout erkennen? Schnell, zielgerichtet? Mein heutiger Blickwinkel speziell: Wie können Unternehmen / Führungskräfte bei ihren Mitarbeitern Burnout erkennen?

Burnout Symptome, Burnout Behandlung

Wie kann der Arbeitgeber einerseits und /oder der Arbeitnehmer andererseits schnell & möglichst einfach testen, ob eine Gefährdung bzgl. Burnout vorliegt?

Mag. Renate Strommer (ASO & WiLAk): Warnsignale liegen auf unterschiedlichen Ebenen und können wahrgenommen werden:

  • Ebene der Arbeits- und Leistungsfähigkeit (z.B. verminderte Belastbarkeit, Fehlerhäufigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Lust- und Antriebslosigkeit bis hin zu Arbeitsüberdruss)
  • Ebene der mentalen und emotionalen Stabilität (z.B. Stimmungsschwankungen, emotionale Erschöpfung)
  • Ebene der körperlichen Leistungsfähigkeit (z.B. chronische oder bleierne Müdigkeit, rasche Erschöpfbarkeit, Kraftlosigkeit, Schlafstörungen)
  • Ebene der sozialen Kompetenz (z.B. zunehmende Einschränkungen in Kommunikations- und Teamfähigkeit, nicht mehr gut zuhören können, leichte Reizbarkeit, bis hin zum sozialen Rückzug)

Corinna Ladinig, MBA (CTC Academy): Wir verwenden den PSI Test, der wertvolle Hinweise darüber gibt, ob der gefühlte Stress/Druck höher ist, als die verspürten Fähigkeiten und Ressourcen. Der Test gibt somit einen Hinweis darauf, ob jemand Burnout gefährdet ist. Ich hatte gerade so einen Fall im Coaching, der Test hat sehr eindrücklich darauf hingewiesen, dass der Druck, den sich mein Coachee ausgesetzt gefühlt hat, nicht mehr bewältigbar ist. Momentan ist mein Coachee auf Kur.
Mein Tipp: die WKO hat eine ganz tolle Broschüre herausgegeben, die Burnout gut beschreibt und vor allem für Arbeitgeber bzw. Führungskräfte wertvolle Hinweise enthält [Anm.d.Red.: der Link zur WKO-Broschüre zum Burnout erkennen ist leider nicht mehr aktuell, daher gelöscht]

Wie noch?

Mag. Ulrike Kriener (AUMAIER & Partner Coaching GmbH): Schnelle und einfache psychologische Tests zu Stressverarbeitungsmechanismen geben Aufschluss darüber, ob jemand viele Strategien hat mit Stress umzugehen, oder wenige. Ob diese günstig im Sinne von gesundheitserhaltend und sozial erwünscht, oder eher ungünstig im Sinne von krankmachend und sozial eher unerwünscht sind. Damit ist bspw. Stressabbau mit Alkohol, oder Erholungssuche über sozialen Rückzug gemeint. Wenn es kaum andere gesunde Stressabbaustrategien gibt, dann liegt natürlich eine stärkere Burnout Gefährdung vor. Solche Tests kann man auch in größer angelegten Screeningverfahren in der Belegschaft durchführen, oder man setzt präventiv auf Selbstmanagement Trainings a la Züricher Ressourcen Modell, bzw. Trainings, die Stressbewältigungsstrategien anreichern. Vor  Burnout schützt ganz klar ein positives Selbstbild, ein positiver Selbstwert, wertschätzende Gedanken sich selbst und Situationen gegenüber, und ein breit gefächertes Verhaltensrepertoire. Hier kann präventiv mit Training und Coaching angesetzt werden.

Noch etwas?

Mag. Regina Nicham (IBG): Testen ist hier vielleicht nicht die passende Begrifflichkeit. Es geht vielmehr um eine Sensibilisierung hinsichtlich dem Erkennen von Veränderungen bei Mitarbeitern wie bei sich selbst. Und dafür stehen „Checklisten“ zur Verfügung, die Warnsymptome versuchen abzuchecken, in Hinblick auf sein Gegenüber wie auch bei sich selbst.
Checklisten hinsichtlich der eigenen Gefährdung, dienen der persönlichen Sensibilisierung und ersten Standortbestimmung. Für eine individuelle Diagnostik muss jedoch die Expertise der klinischen Psychologie, Psychotherapie oder Medizin in Anspruch genommen werden. Früherkennung kann helfen, aus einem Burnout-Prozess rechtzeitig auszusteigen. Deswegen wäre es wichtig auf erste Warnzeichen zu achten.
Bei der Entstehung spielt aber auch das Gleichgewicht zwischen Belastung und Erholung/Entspannung eine wesentliche Rolle wie auch die Dauer der Symptomatik und auch die Anzahl der Warnsignale.
Um eine Gefährdung überhaupt wahrnehmen zu können, ist es wichtig, dass Führungskräfte und  Mitarbeiter betreffend Primär-Prävention (das Fördern von Gesundheit bzw. Vermeiden von Krankheit), Sekundär- Prävention (Gesundheit sichern bzw. Krankheit früh erkennen) sowie Tertiär-Prävention (das Behandeln und Wiederherstellen) informiert und sensibilisiert werden.
Unter dem Begriff Burnout versteht man einen physischen, geistigen und emotionalen Erschöpfungszustand, welcher mit unterschiedlichsten Symptomen einhergeht und ein sich langsam entwickelnder Zustand ist (schleichende Entwicklung über einen längeren Zeitraum).
Der Mensch fühlt sich ausgebrannt, schwach, lustlos und ist nicht mehr fähig, sich in irgendeiner Weise zu erholen.

Burnout erkennen: Allgemeine Checkliste für Veränderungen – bei sich selbst wie bei anderen:

  • Nervös und überreizt, Stimmungsschwankungen, verringerte Emotionskontrolle
  • Vergesslicher als früher, Konzentrationsstörungen
  • (Sozialer) Rückzug, wirkt abweisend
  • Signalisiert eine starke Überforderung
  • Oft müde, chronische Müdigkeit, Schlafstörungen, Antriebsstörungen
  • Fehlendes Entspannungserlebnis, generalisiertes Schwächegefühl
  • Appetitstörungen
  • Klagt häufig über Kopfschmerzen, Migräne, Schwindel, Verspannungen – psychosomatische Symptome
  • Ungesünderer Lebensstil (Rauchen, Alkohol, Ernährung, fehlender Ausgleich,…)
  • Häufig krankgeschrieben, Infektanfälligkeit
  • Negative Einstellung zu sich/zur Arbeit, Einengung der Sichtweisen
  • „Zwanghaftes“ Gedankenkreisen
  • Weniger leistungsfähig als früher, Zerstreutheit, Fehlerhäufigkeit steigt; ist in der Aufgabenerfüllung unproduktiv
  • Wirkt insgesamt weniger belastbar
  • Symptome zeigen sich über einen längeren Zeitraum hinweg

Burnout erkennen: Wie bemerke ich erste Anzeichen bei meinen Mitarbeitern (Checkliste):

  • … wirkt nervös und überreizt auf mich
  • … ist vergesslicher als früher
  • … zieht sich zurück
  • … signalisiert eine starke Überforderung
  • … ist oft müde
  • … klagt häufig über Kopfschmerzen, Schwindel
  • … ist häufig krankgeschrieben
  • … scheint negativ zu sich/zur Arbeit eingestellt zu sein
  • … ist zynisch gegenüber Kunden, Kollegen, der Arbeit, der Firma
  • … geht in Aufgaben auf, zeigt größtes Engagement
  • … ist weniger leistungsfähig als früher

 

Die Gesprächspartner

Burnout erkennen: Eine Checkliste für Einzelpersonen und Unternehmen/Führungskräfte


Mag. Ulrike KrienerMag. Ulrike Kriener
Wirtschaftspsychologin, Business Coach

AUMAIER & Partner Coaching GmbH

www.aumaier-coaching.com


Mag. Regina Nicham Mag. Regina Nicham
Leitung Arbeits- und Organisationspsychologie

IBG Innovatives Betriebliches Gesundheitsmanagement GmbH


Corinna Ladinig, MBA Corinna Ladinig, MBA
Geschäftsführerin & Inhaberin

CTC Academy OG


Mag. Renate Strommer Mag. Renate Strommer
Eigentümerin/Geschäftsführerin

ASO & WiLAk GmbH


 

Mag. Eva Selan, MSc | HR-Redakteurin aus Leidenschaft

Theoretischer Background: MSc in HRM & OE. Praktischer Background: HR in internationalen Konzernen und KMUs in Österreich und den USA.
Nach der Tätigkeit beim Print-Medium Magazin TRAiNiNG als Chefredakteurin, wechselte sie komplett in die Online-Welt und gründete Ende 2010 das HRweb.

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