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Wertschätzung ist eines jener Schlagworte, die man in jüngerer Zeit oft hört, wenn es um moderne Arbeitsplatzkulturen, positive Führungsarbeit oder auch Mitarbeiterengagement geht. Wertschätzung ist ein breites Grundbedürfnis von Menschen, das dennoch im Arbeitsalltag oft vermisst wird. Warum schätzen wir sie dann so wenig wert?

Wertschätzung ist einer jener Begriffe, bei denen sich teilweise die Geister scheiden. Vor allem im Zusammenhang mit der Arbeitswelt. Da gibt es das eine Lager (derzeit gefühlt im Aufschwung), die sieals ein fundamentales Grundbedürfnis von Menschen ansehen (Der gute alte Maslow lässt grüßen!) und Triebfeder für echtes Engagement in der Arbeit. Man verweist auf die positive Psychologie und den breiten Nutzen den sie stiften kann: Sowohl Wertschätzung sich selbst gegenüber und den eigenen Bedürfnissen als auch Wertschätzung der Leistung und der Person anderen gegenüber. Und da gibt es das andere Lager das davon spricht das man Mitarbeiter ja nicht mit Lob verwöhnen solle und Aussagen wie „Wir sind ja hier nicht zum Kuscheln, sondern zum Arbeiten!“-Sprüche vom Stapel lässt. Wer hat nun recht? Beide, einer oder keiner?

Wertschätzung stiftet Nutzen

Ich bin der absoluten Überzeugung, gestützt durch arbeitspsychologische und neuro-biologische Erkenntnisse, dass sie einen unglaublich wichtigen Beitrag in der Arbeitswelt zu leisten vermag.

  • Wertschätzung fördert die intrinsische Motivationsbereitschaft von Menschen und deren Leistungsfähigkeit.
  • Sie verstärkt das physische und psychische Wohlbefinden von Menschen und stärkt somit deren Gesundheit.
  • Als sozialer Kitt erzeugt sie Verbundenheit mit anderen, die das Miteinander positiv zu fördern vermag.

Um einen Vergleich zu machen: Wertschätzung ist wie eine Währung in der Mitarbeiter neben deren Salär zusätzlich bezahlt werden. Und es gibt ein Wertschätzungs-Konto bei jedem Menschen, auf das man durch Handlungen einzahlt oder von dem man durch nicht-wertschätzendes Verhalten Behebungen macht. Ein dauerhaft überzogenes W-Konto mindert Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit. Ein gut gefülltes Konto erzeugt W-Zinsen durch gesteigerte Leistungsbereitschaft, Vertrauen und Loyalität.

W. vs. Anerkennung

Dabei setze ich Wertschätzung nicht mit anderen Formen der Anerkennung gleich. Kurz und knapp unterscheide ich gerne in

  • Lob: Lob ist in diesem Zusammenhang die verbale Bewertung einer Arbeitsleistung. Im plumpsten Fall: „Das hast du gut gemacht.“. Dabei nimmt sich eine Partei auch die Rolle die Leistung der anderen Partei zu beurteilen.
  • Dank: Dank zielt üblicherweise auf eine andere Ebene und hebt nicht das Ergebnis hervor, sondern den Arbeitseinsatz am Weg dorthin, bspw. „Danke, dass du dies am Abend noch kontrolliert hast.“ Dank ist egalitärer und stärker auf Augenhöhe.
  • Belohnung, Gegenleistungen, Aufmerksamkeiten: Belohnungen sind meist eine monetäre oder nicht-monetäre Gegenleistung für ein bestimmtes Ergebnis oder einen bestimmten Arbeitseinsatz. Es ist der Abschluss einer Leistungserbringung und erfolgt im Nachhinein.
  • Wertschätzung:
    Wertschätzung ist laut WIKIPEDIA „[…] die positive Bewertung eines anderen Menschen. Sie gründet auf eine innere allgemeine Haltung anderen gegenüber. Wertschätzung betrifft einen Menschen als Ganzes, sein Wesen. Sie ist eher unabhängig von Taten oder Leistung, auch wenn solche die subjektive Einschätzung über eine Person und damit die Wertschätzung beeinflussen. […] Wertschätzung ist verbunden mit Respekt, Wohlwollen und Anerkennung und drückt sich aus in Zugewandtheit, Interesse, Aufmerksamkeit, Freundlichkeit.“

Wertschätzung vs. Bewertung

Es ist eben diese grundlegende Bedeutung von Wertschätzung, die sie gleichzeitig für viele Führungskräfte und Unternehmen so schwierig macht. Denn noch heute sind viele Führungs- und Belohnungssysteme lediglich auf die Bewertung und Honorierung von Leistung ausgelegt. Wertschätzung der W.willen als Wert verliert seine Bedeutung und verkommt teilweise zum „Mittel zum Zweck“. Das Vorhaben W. zu zeigen konterkariert sich selber.

Wollen Führungskräfte echte Wertschätzung praktizieren, müssen Sie eigentlich umdenken – im Hinblick auf Bewertungskriterien genauso wie auf Werte und Prinzipien, die der Einschätzung zugrunde liegen. Schließlich steckt in jeder Bewertung bereits der Keim der Abwertung. In der W. jedoch keimt Respekt, die die Würde des anderen wahrt und anerkennt – eben Werte schätzt, im engeren Wortsinn.

Wertschätzung kostet in diesem Zusammenhang vor allem Zeit und Aufmerksamkeit auf das Thema. Aber selten Geld im materiellen Sinn.

W. zeigen

Was können Führungskräfte nun konkret tun, um Wertschätzung zu zeigen:

  • Durch positives Feedback Leistung und Leistungsbereitschaft anerkennen:
    Das simple „Lob“ und „Dank“ sind aus meiner Sicht kleine Geschwister wertschätzenden Feedbacks. Die ausgewachsene Form ist wertschätzendes, positives Feedback, das nicht nur urteilt, sondern umfassend anerkennt. Dazu gehört auch positive Leistung sichtbar zu machen und aufzuzeigen.
  • Zeit miteinander verbringen und sich Zeit nehmen:
    Ungeteilte Aufmerksamkeit einem Menschen gegenüber und dessen Anliegen ist in der modernen Welt ein wertschätzendes Geschenk. Bspw. mit einem Mitarbeiter Mittagessen zu gehen, um ungestört Erfahrungen auszutauschen. Zuhören ist dabei das Instrument diese Wertschätzung zu zeigen.
  • Ideen und Meinungen erfragen:
    Meinungen anderer wertzuschätzen und diese aktiv zu erfragen ist ebenso ein echtes Zeichen von Wertschätzung, da dieses Erfahrung und Sichtweise individuell berücksichtigt. Dies kann auch schon durch interessierte Rückfragen zu einer Erzählung gezeigt werden.
  • Vertrauen zeigen – Autonomie geben:
    Vertrauen in die Leistung anderer und diesen Handlungsautonomie zu geben ist ebenso vielfach ein Zeichen von Wertschätzung der Kompetenz anderer gegenüber.
  • Menschen nicht nur als Arbeitskraft sehen:
    Man muss nicht mit allen Mitarbeitern befreundet sein, aber Menschen nicht nur als Arbeitskraft zu sehen und deren ganzheitlichen Bedürfnisse zu berücksichtigen zeigt W. Und auch wenn es nur bedeutet sich nach 2 Tagen Pflegefreistellung nach der Gesundheit des Kindes zu erkundigen.

Und es gibt noch mehr:

  • Hilfsbereit sein:
    Anderen Menschen bei Bedarf Unterstützung zu geben ist ebenso eine Alltagsform der Anerkennung. Dies kann von Coaching-ähnlichen Gesprächssituationen bis hin zu Rat & Tat in vielfältiger Hinsicht gehen.
  • Aufmerksamkeiten:
    Aufmerksamkeit meint in diesem Zusammenhang nicht nur Geschenke, sondern ist breiter gemeint. Vom SMS zum 1-jährigen Firmenjubiläum bis zur materiellen Aufmerksamkeit zur goldenen Hochzeit kann dies viel umfassen. Es bedarf aber der Aufmerksamkeit als Führungskraft diese Gelegenheiten zu sehen und wahrzunehmen.
  • Mimik, Gestik, Berührung:
    Auch körpersprachlich kann viel Wertschätzung gezeigt werden. Ein Lächeln, ein wohlwollendes Kopfnicken bis hin zum sprichwörtlichen Schulterklopfen – aber immer in den Grenzen von Anstand bzw. Nähe-Distanz-Erfordernissen der Situation bzw. des Hierarchie- oder Geschlechterverhältnisses. Was unter zwei männlichen Kollegen ggf. salonfähig ist, ist einem jungen weiblichen Lehrling gegenüber ggf. unpassend.

Sichtbar und deutlich

Ausgesprochene und gezeigte Wertschätzung kann mit vergleichsweise geringem Aufwand große Wirkung bei den Mitarbeitern entfalten. Und dies wird Zinsen abwerfen, beispielsweise in der Motivation und der Gesundheit der Beschäftigten. Versuchen Sie es einfach.

Aber vergessen Sie nicht: Stillschweigende Wertschätzung gibt es nicht. Sie muss immer gezeigt, ausgesprochen, ausgedrückt oder anders vermittelt werden. Wer glaubt, Mitarbeiter wüssten schon von selbst, dass Sie wertgeschätzt werden, sitzt einem trügerischen und gefährlichen Irrglauben auf. Menschen wollen das auch hören, sehen, fühlen, nicht bloß wissen.

 

Fragen Sie unseren Autor Gerd Beidernikl, um noch mehr zu erfahren!

Die Wertschätzung wertschätzen | Stichwort: Arbeitsplatz-Kultur

Mag. Gerd Beidernikl | Teil unseres fixen Autoren-Teams

Mag. Gerd Beidernikl ist geschäftsführender Gesellschafter von vieconsult, der Vienna Corporate Research and Development GmbH und Lehrvortragender für Organisationssoziologie.

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