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Gehaltsverhandlung bei hoher Inflation

06Okt2022
3 min
Gehaltsverhandlung Inflation

HR-Know-how aus der Praxis für die Praxis

Inhalt

Wer hat – angesichts der hohen Inflation – die besseren Karten wenn es um Gehaltserhöhung geht – Stichwort BATNA? Wir werfen einen Blick auf die Lohn-Preis-Spirale und mögliche Lösungen.

INHALT

Inmitten der Lohn-Preis-Spirale

Die Milchmädchenrechnung ist einfach: Wenn alles im Schnitt um 10 Prozent teurer wird, sollten auch die Löhne um 10 Prozent steigen. Viele Mitarbeitenden argumentieren ihrem Arbeitgeber gegenüber genau so. Allerdings bilden die Personalkosten in den meisten Unternehmen den größten Kostenblock und liegen meist zwischen 30 und 70 Prozent der gesamten Kosten. Wenn die Gehälter stark angehoben werden, steigen auch die Kosten für die Unternehmen deutlich. Ihre Gewinne schmelzen, oder sie müssen ihrerseits ihre Preise anheben.

Wir befinden uns mitten in einer Lohn-Preis-Spirale. Wer in Zeiten hoher Inflation sein Einkommen nicht steigert, nimmt einen realen Kaufkraftverlust hin. Am Markt können wir derzeit beobachten, dass Menschen mit hohem Gehalt der Inflation recht gelassen begegnen. Einem Millionär ist grundsätzlich gleichgültig, ob Milch und Brot ein paar Prozent teurer geworden sind. Der größte Druck geht derzeit von Personen mit niedrigem Einkommen aus. Wenn Lebensmittel, Energie, Treibstoffe und Mieten deutlich ansteigen, steht dieser Gruppe bildlich gesprochen das Wasser bis zum Hals. Für ist jetzt ist der entscheidende Zeitpunkt für Lohnverhandlungen.

BATNA: Wer die besseren Karten in der Gehaltsverhandlung hat

Ob Mitarbeitende mit ihrer Gehaltsforderung erfolgreich sind, hängt von ihrer Verhandlungsposition ab. Die Macht in der Gehaltsverhandlung hat jene Person, die das bessere BATNA hat. BATNA steht für „Best Alternative to a Negotiated Agreement“. Mit anderen Worten: Wer hat die besseren Karten, wenn sich die Verhandlungspartner nicht einigen? Wenn der Arbeitgeber aus 50 gleich qualifizierten Kandidaten wählen kann, muss er nicht auf die individuellen Wünsche des einzelnen eingehen. Gibt es nur einen einzigen Kandidaten, und legt dieser vielleicht noch ein Gegenangebot eines Konkurrenten vor, ist der Arbeitgeber in der schwächeren Position und muss sich nach den Vorstellungen des Kandidaten richten.

Seit Frühjahr 2021 erleben wir in vielen Ländern der Welt, dass qualifizierte Mitarbeiter schwer zu finden sind. Manche Personalchefs verzweifeln sogar und fragen sich, wo das große Schwarze Loch ist, in das all die Mitarbeiter seit der Corona-Krise hineingefallen sind. Dies betrifft vor allem Techniker, IT-Mitarbeiter, Finanzexperten (etwa in Controlling und Buchhaltung) und gute Vertriebsmitarbeiter. Manche Branchen, wie etwa Hotellerie oder Gastronomie, haben durch die Lockdowns rund 30 Prozent ihrer Mitarbeiter nachhaltig verloren und können sie nur mit größter Anstrengung zurückholen.

Viele Mitarbeiter, vor allem gut qualifizierte Kräfte zwischen 25 und 35 Jahren, sind sich ihrer Marktmacht bewusst und können nicht nur 8 bis 9 Prozent, sondern deutlich mehr herausverhandeln. Wenn Unternehmen dringend rekrutieren müssen, sind sie gewillt, auch viel höhere Gehälter zu bezahlen. Wer sich am Markt bewegt und gut verhandelt, kann sein Einkommen sogar um 30 bis 50 Prozent steigern. Die Schere zwischen jenen Mitarbeitern, die am Markt gefragt sind, und dem Rest wird immer größer. Schließlich vergrößert jede Krise die finanziellen Unterschiede in der Gesellschaft.

Fazit

Alle sprechen vom Thema Nachhaltigkeit, doch wir leben in Zeiten, die absolut nicht nachhaltig sind. Jedem muss klar sein, dass Wirtschaft, Gesellschaft und Sozialstaat auf Dauer keine 10 Prozent Steigerung pro Jahr vertragen. Irgendwann kommt unvermeidlich der große Crash. Die Corona-Maßnahmen haben den weltweit größten finanziellen Schaden der Menschheitsgeschichte verursacht, und jeder versucht nun mit allen Mitteln, den Schaden auf die anderen abzuwälzen.

In Zeiten hoher Inflation muss jeder, ob Unternehmen oder Privatperson, auf das eigene finanzielle Überleben achten. Je größer der finanzielle Druck, desto mehr Verhandlungsgeschick ist gefragt. Denn ein Ende der Zeiten hoher Inflation ist bis auf weiteres nicht in Sicht.

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