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Employer Branding für Lehrlinge | Zwischen Social Media und persönlichem Kontakt

2Sep2025
6 min
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HR-Know-how aus der Praxis für die Praxis

Inhalt

Employer Branding für Lehrlinge heißt, die richtige Sprache zu sprechen – digital und persönlich. Experten verraten in diesem Interview, wie Unternehmen mit Social Media, Unternehmenskultur und klaren Zukunftsperspektiven überzeugen.

Fachkräftemangel, Personalentwicklung

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Experten-Interview

Richtige Positionierung

Wie können Unternehmen sich als attraktive Ausbildungsbetriebe positionieren, um junge Talente anzuziehen?

Robert Frasch (Lehrlingspower.at)

Für die Jugendlichen selbst ist am wichtigsten, reale Einblicke in den Berufsalltag zu geben. Testimonials von Lehrlingen, Führungskräften/Mitarbeitenden, die mit einer Lehre begonnen haben und kurze Videos der Ausbildenden schaffen Vertrauen. Die Ausbildenden kennen zu lernen, ist auch für die Eltern enorm wichtig. Und die sind bitte unbedingt mitzudenken. Denn die sind meist gerade in einer Phase großer Unsicherheit und brauchen Bestätigung, dass die Lehre der Anfang und nicht das Ende ist. Und dass ihre Kinder im Ausbildungsbetrieb gut aufgehoben sein werden und mit einer Lehre genauso alle Möglichkeiten haben, wie mit Matura.

Simon Michael Schelkshorn (Lehrlingsimpuls)

Um als attraktiver Ausbildungsbetrieb wahrgenommen zu werden, beobachten wir immer stärker, dass Unternehmen ein echtes Interesse vor allem an der praxisorientierten und persönlichen Entwicklung ihrer Lehrlinge zeigen müssen. Durch Investitionen in die ganzheitliche Entwicklung erkennen sie Lehrlinge als wertvolle Teammitglieder an, schaffen eine motivierende Lernumgebung und fördern fachliche sowie soziale Kompetenzen. Ein strukturierter Weiterbildungsplan, zum Beispiel unterstützt durch ein Mentoringprogramm, hilft den Lehrlingen, sich zu integrieren und persönliche sowie berufliche Ziele zu erreichen. Klare Karrierepfade und Weiterbildungsmöglichkeiten nach der Lehre stärken das Vertrauen in eine langfristige Perspektive im Unternehmen, wodurch die Lehrlinge zu den Fachkräften von morgen heranwachsen können, um auch die zukünftigen Herausforderungen meistern zu können.

Unternehmenskultur

Welche Rolle spielt die Unternehmenskultur in der Ansprache von Lehrlingen?

Tristan Niewöhner (persomatch)

Die Unternehmenskultur sollte ein zentraler Bestandteil der Ansprache sein. Junge Menschen legen zunehmend Wert auf ein Umfeld, das ihren Werten entspricht. Authentizität ist hier der Schlüssel: Wie sieht der Arbeitsalltag aus? Wie werden Auszubildende integriert? Welche Entwicklungsmöglichkeiten gibt es?

Unternehmen, die ihre Kultur transparent kommunizieren – sei es durch Social Media, eine Karriereseite oder persönliche Events -, ermöglichen es potenziellen Lehrlingen, sich vorab ein Bild zu machen und eine bewusste Entscheidung zu treffen.

Jutta Perfahl-Strilka (hokify)

Gen Z und Alpha legen Wert auf New Work, Flexibilität und eine Unternehmenskultur, die sie als Individuen wertschätzt. Offene Kommunikation, flache Hierarchien und echte Mitgestaltungsmöglichkeiten machen den Unterschied. Gleichzeitig wird auch die Arbeitsplatzsicherheit und faires Gehalt wieder relevanter. Unternehmen sollten Lehrlinge als Zukunftsgestalter sehen und sie früh einbinden – digital und persönlich.

Helmut Kosa (and-us)

Eine authentische, in der Organisation gelebte Unternehmenskultur mit Werten in denen sich die Lehrlinge wiederfinden, spielen die wichtigste Rolle bei der Wahl des Unternehmens. Die junge Generation lässt sich nicht von schönen Bildern täuschen, sondern möchte einen Arbeitgebenden, der einen Purpose und individuelle Wachstumsmöglichkeiten bietet. Beides muss für Bewerbende sicht- und spürbar sein. Authentische Einblicke in das Unternehmen durch junge Corporate Influencer, die von den Werten im Arbeitsalltag erzählen, Schnuppertage sowie Videos erhöhen die Glaubwürdigkeit.  

Social Media

Welche Rolle spielen soziale Medien und andere Kanäle im Employer Branding für Lehrlinge?

Sven Konzack (Staffery)

Bereits die Generation Y wurde regelmäßig mit dem Begriff „Digital Natives“ in Verbindung gebracht. Umso mehr gilt dies für die Genration Z, der die heutige Auszubildendengeneration angehört. Die jungen Leute lieben und leben das Digitale: daher sind sie natürlich auch in Social Media zu Hause. Während Facebook hier allerdings deutlich an Relevanz verliert, rückt insbesondere TikTok, aber auch Instagram in den Fokus: Über diese Plattformen können authentische Einblicke in den Arbeitsalltag vermittelt werden, außerdem wird Interaktion gefördert. Ergänzend dazu sind Karriereseiten, Jobplattformen und spezialisierte Recruiting-Technologien wichtig, um Lehrstellen gezielt zu bewerben und den Bewerbungsprozess möglichst intuitiv und mobilfreundlich zu gestalten.

Doch Recruitierende sollten gegenüber den jungen Menschen auch niemals den persönlichen Draht aus dem Blick verlieren. Dieser ist und bleibt sehr wichtig. Präsenz auf Messen und eine gute Kommunikation mit Bewerbern im persönlichen Gespräch sind daher von hoher Bedeutung. 

Simon Michael Schelkshorn (Lehrlingsimpuls):

Aus meiner Sicht sind soziale Medien und andere Kommunikationskanäle ein echter Gamechanger, wenn es darum geht, Lehrlinge für ein Unternehmen zu begeistern. Hier können Unternehmen nicht nur zeigen, was sie tun, sondern vor allem, wie sie es tun – und genau das interessiert junge Menschen.

Ob Einblicke in den Arbeitsalltag, Erfahrungsberichte von aktuellen Lehrlingen oder spannende Projekte – all das gibt potenziellen Bewerbenden ein Gefühl dafür, was sie erwartet. Aber das Wichtigste dabei? Ehrlich und authentisch bleiben! Junge Menschen merken sofort, wenn etwas nur inszeniert ist. Wer wirklich überzeugen will, zeigt die Unternehmenskultur so, wie sie ist – mit all ihren Facetten. Denn am Ende zählt nicht nur das, was gesagt wird, sondern vor allem das, was gelebt wird.

Trends

Welche Trends im Employer Branding halten Sie für besonders wichtig für die Zukunft von Lehrlingsprogrammen?

Sonja Promock, MSc (SP-Consult)

Individualisierung wird immer wichtiger: Weg von starren Ausbildungsmodellen hin zu flexiblen Wegen, die den Talenten und Potenzialen der Lehrlinge gerecht werden. Auch die Rolle der Führungskräfte verändert sich – sie werden zu Coaches, die die Stärken ihrer Lehrlinge gezielt fördern. Digitalisierung spielt eine Schlüsselrolle, aber nie ohne den menschlichen Faktor: Virtuelles Lernen, Gamification und KI-gestützte Begleitung sind wertvolle Tools, doch das persönliche Erleben im Team bleibt essenziell. Unternehmen, die auf echte Entwicklung statt auf eine Ausbildung setzen, werden die Talente der Zukunft für sich gewinnen.

Robert Frasch (Lehrlingspower.at):

Wir müssen vorsichtig sein mit der Betonung von „Eigenständigkeit“, „workation“ und ähnlichen New Work Versprechungen. Ersteres weil Jugendliche in der Schule gerade das Gegenteil von Eigenständigkeit erleben. Und mit New Work müssen wir aufpassen, dass wir nicht die nächste „Blase“ produzieren und somit alle Handwerksberufe und Leistungen, die vor Ort erbracht werden müssen, entwerten.

In Zeiten von KI wird meiner Meinung nach aber eines am allerwichtigsten werden: der reale, persönliche Kontakt. Denn das wird die einzige Möglichkeit sein, um zu unterscheiden, was echt und was künstlich generiert ist. Laden wir also in Zukunft Jugendliche und Eltern zu uns ein und zeigen wir uns und das was wir tun.

Helmut Kosa (and-us):

Lehrlingsprogramme werden in Zukunft maßgeblich von Trends wie Authentizität, Flexibilisierung, Individualisierung, Digitalisierung und Nachhaltigkeit geprägt. Örtliche und zeitliche Flexibilität ermöglichen eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Individualisierungen, insbesondere in der Mitarbeiterentwicklung als auch in der Führung, sind Trends, die gekommen sind, um zu bleiben und besonders bei den jungen Menschen geschätzt werden. Neben einem gelebten Purpose möchte die junge Zielgruppe aber auch einen nachhaltig agierenden Arbeitgebenden.

Auch die Digitalisierung darf nicht verschlafen werden, denn Modernität ist genauso ein Kriterium, wie mittelfristig zukunftssichere Lehrberufe, da die junge Zielgruppe durchaus sicherheitsaffin denkt. Alles in allem klingt es nach einer großen Wunschliste, wobei viele Themen eine win-win-Situation darstellen. Wichtig ist mir zu betonen, dass Unternehmen sich dennoch nicht verbiegen, sondern ihre eigene Positionierung und Haltung entwickeln sollten, auch wenn diese vielleicht nicht alle Lehrlinge der Zukunft anspricht – dafür ist sie authentisch!

Fazit

Erfolgreiches Employer Branding für Lehrlingsprogramme setzt auf Authentizität, praxisnahe Einblicke und eine Unternehmenskultur, die junge Talente wertschätzt. Lehrlinge erwarten klare Karriereperspektiven, persönliche Weiterentwicklung und ein Umfeld, das echten Purpose vermittelt. Soziale Medien wie TikTok und Instagram sind essenziell, um junge Zielgruppen zu erreichen, dürfen aber den persönlichen Kontakt nicht ersetzen. Zukünftige Trends setzen auf Individualisierung, Digitalisierung und Nachhaltigkeit – entscheidend ist jedoch, dass Unternehmen dabei glaubwürdig bleiben und ihre Haltung klar kommunizieren.

Interviewte Personen

Employer Branding für Lehrlinge | Zwischen Social Media und persönlichem Kontakt

Helmut Kosa
Helmut Kosa, andUs

Simon Michael Schelkshorn

Simon Schelkshorn, Teamimpuls

Robert Frasch

Robert Frasch

Tristan Niewöhner

  • Geschäftsführer
  • persomatch GmbH
Tristan Niewöhner, persomatch: Stellenausschreibung Stellenanzeigen

Sonja Promock, Msc.

  • Geschäftsführerin
  • SP-Consult Personalberatung
Sonja Promock, SP-Consult, Onboarding Prozess

Jutta Perfahl-Strilka

  • CEO
  • hokify
Jutta Perfahl-Strilka, hokify

Sven Konzack

  • Geschäftsführer
  • Staffery GmbH
Sven Konzack, Staffery

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