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Lehrlingsrekruting 4.0 – Wenn Lehrlinge bei ihren Nachfolgern selbst Hand anlegen

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Personalisten-Interview: Mag. Daniel Bacher @ Schoeller-Bleckmann Edelstahlrohr GmbH

 

Die passenden Lehrlinge zu finden beschäftigt viele Lehrlingsausbilder. Ich habe Mag. Daniel Bacher von Schoeller-Bleckmann Edelstahlrohr GmbH zum Interview gebeten, um uns von seinem Lehrlingsrekrutingmodell der etwas anderen Art zu erzählen.


Interview-Partner:



Mag. Daniel Bacher


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♦ Position
Leiter Human Resources
♦ Email daniel.bacher@sber.co.at
 ♦ Hintergrund Der gelernte Jurist ist seit über 20 Jahre im HR-Bereich tätig und versucht seit 2009 unkonventionelle Wege im Lehrlingsrecruiting und im Employer Branding zu gehen

Unternehmen:


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Schoeller-Bleckmann Edelstahlrohr GmbH

 ♦ Branche Metallindustrie; Erzeugung von nahtlosen Edelstahlrohren
♦ Mitarbeiterzahl 500
 ♦ URL www.sber.co.at

Los geht’s:

Herr Bacher, wann haben Sie mit Ihrem Lehrlingsprojekt gestartet?

2010 begann ich mit dem Projekt „Lehrlinge suchen ihre Nachfolger“ bei meinem damaligen Arbeitgeber Leobersdorfer Maschinenfabrik ein Recruitingprojekt.

Wie sah Ihre Ausgangssituation aus?

Der Auslöser zur Neugestaltung des Aufnahmeprozesses war die geringe Anzahl der Bewerbungen für eine Lehrstelle und die notwendige Neuausrichtung des Lehrlingsmarketings. Die Idee war, das gesamte Lehrlingsbewerberrecruiting von den Lehrlingen selbst durchführen zu lassen. Bis 2016 gelang es damit, die Anzahl der Bewerbungen fast ums Zehnfache zu steigern.

Wie kann man sich dieses Projekt im Detail vorstellen?

Die Lehrlinge waren Feuer und Flamme für die Idee, dass Sie das Recruiting entscheidend mittragen können. Sie entwickelten für unseren Aufnahmetag einen schriftlichen Test, führten durchs Unternehmen und Einzelgespräche mit den Bewerbern, ich und mein Ausbilder versorgten in der Zwischenzeit die Eltern mit Informationen übers Unternehmen und die Berufsausbildung. Schlussendlich wurde dann von der ganzen Gruppe entschieden, wer aufgenommen werden sollte.

Die Ergebnisse wurden und werden von mir bei Veranstaltungen regelmäßig präsentiert, um den Ausbildungsverantwortlichen Mut zu machen, unkonventionelle Wege einzuschlagen. Das Interesse ist meistens sehr groß, allein die innerbetriebliche Umsetzung bereitet scheinbar oft Schwierigkeiten. Wenn man als HR-Leiter auf Lehrlingsveranstaltungen ist, dann kommt man sich dort oft wie ein „Alien“ vor. Ich kann mich an eine Veranstaltung zum „Tag der niederösterreichischen Lehre“ erinnern, wo ca. 200 Ausbilder und ich als einziger HR-Leiter waren.

Mit dem Start bei Schoeller-Bleckmann war das Ziel, ein ähnliches Konzept wieder umzusetzen. Die Rahmenbedingen seit 2009 haben sich etwas geändert, daher habe ich das ursprüngliche Konzept leicht adaptiert. Im heurigen Jänner haben wir unser Lehrlingsinserat übers AMS bzw. über unsere Facebookseite geschalten. Innerhalb von 2 Tagen hatten wir über 10.000 Zugriffe auf facebook, auch ein Indikator, wie sich dieses Medium in den letzten Jahren weiterentwickelt hat und wie wichtig das für Employer branding sein kann.

Bedingt durch die doppelte Größe des Unternehmens und die höheren Sicherheitsbestimmungen bei Rundgängen werden wir die Gruppen kleiner halten und mehrere Recruitingtermine anbieten. Im Raum Ternitz bzw. Wiener Neustadt gibt es genug „Konkurrenzangebot“, daher bin ich auf die Ergebnisse schon sehr gespannt.

Was war erfolgsentscheidend?

Den Erfolg machte nicht das Konzept aus, sondern wie die Jugendlichen diese Projektarbeit meistern. Für die Jugendlichen ist es oft das erste Mal, solche Entscheidungen zu treffen. Regelmäßig habe ich die Erfahrung gemacht, dass sie viel „härter“ in Ihren Entscheidungen sind, als wir. Ich kann mich an einen unserer Lehrlinge erinnern, der einen älteren Bewerber gefragt hat, warum er nach abgebrochener Tischlerlehre jetzt Metalltechniker werden möchte. Da ihm die Antwort nicht ausreichend war, hat er ihm gesagt, dass unsere Firma nur Jugendliche aufnehme, die entsprechend motiviert sind, was er bei ihm vermisse. Und das sagt ein 16-jähriger J!

Was würden Sie das nächste Mal anders machen?

Ich würde sicherlich denselben Weg nochmals wählen, und kann nur jedem raten, den jungen Leuten mehr zuzutrauen. Und der Erfolg spricht ja bekanntlich für sich: 2016 wurde es zu den 12 außergewöhnlichsten DACH-Projekten im Rahmen des „New work awards“ von Xing gewählt.


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Mag. (FH) Catrin Mayerhofer-Trajkovski, MA

Mag. (FH) Catrin Mayerhofer-Trajkovski, MA absolvierte ein Wirtschaftsstudium an der FH Wr. Neustadt (Personal und Steuerrecht) und einen HR-Management-Master an der FH Eisenstadt (Bildung und Arbeitsmarktsysteme). Mit Berufserfahrung im Personalbereich und arbeitsmarktpolitischen Kontext begleitet Sie nun mit ihrer Unternehmensberatung Firmen bei Fragen zu HR-Förderungen.

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