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Fremdsprachen lernen – der Vorteil von nicht-digital | In-House-Präsenz-Trainings

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Wir schreiben hier auf HRweb so viel über Digitalisierung, über eLearning, virtuelles Lernen, etc. Nun erfuhr ich bei einem Gespräch mit Berlitz, dass sie – trotz des vielseitigen Angebots – dennoch ihr Hauptgeschäft im In-House-Gruppen-Unterricht befindet. Ich lud Thomas Kalian, MBA MPA (Director Business Development, Berlitz Austria, Foto rechts) zum Interview und möchte wissen, weshalb der Digitalisierungs-Trend das Vor-Ort-Training noch lange nicht abgelöst hat.

Thomas KalianBerlitz bietet eine riesige Palette an Produkten. Weshalb ist der klassische In-House-Gruppen-Unterricht nach wie vor das beliebteste Format?

Wenngleich die Trainer, die virtuell unterrichten, dieselbe Ausbildung haben wie Präsenztrainer (inkl. Zusatzausbildung für Distance Learning) und sich auch der Lernfortschritt und die Unterrichtsmaterialien zum klassischen Face-to-Face Training nicht unterscheiden, liegt es meist darin, dass unsere Kunden einen „greifbaren“ und physisch präsenten Trainer wünschen. Das mag möglicherweise mit den Erfahrungen in der Schulzeit zurückliegen, möglicherweise aber auch daran, dass die persönliche Beziehung zum Trainer für viele Trainingsteilnehmer einfach wichtig ist.

Unser Business ist People Business und da sind gute persönliche Beziehungen unumgänglich, sowohl für erfolgreiche Geschäftsbeziehungen als auch für den Lernerfolg unserer Kunden. Deshalb ist bereits die Trainerauswahl wichtig und sollte auf den Kunden „zugeschnitten“ sein. Wenn diese zielgerichtet erfolgt, spiegelt sich das nicht nur in den Lernfortschritten aufgrund größerer Motivation wider sondern bringt oft auch eine größere Verbindlichkeit mit sich. Wer möchte schon dem Trainer gegenüber sitzen wenn die Hausaufgaben (schon wieder einmal) nicht gemacht wurden.

Überall hört man von e-Learning, Blended Learning, etc und auch Berlitz bietet diese doch viel flexibleren Formate. Worin liegt der große Vorteil von Face-to-Face Unterricht?

„Going Digital“ ist nicht nur für Mitarbeiter sondern vor allem für Unternehmen eine große Herausforderung. Es geht darum, einen Transformationsprozess anzustoßen, teils neue Infrastruktur zu schaffen, die Mitarbeiter abzuholen und mitzunehmen. Und hier scheitern oft auch große internationale Konzerne.

Ob Face-to-Face Unterricht einen großen Vorteil verglichen mit Distance- und Blended-Learning-Lösungen darstellt sei dahingestellt. Weil für jeden individuellen Bedarf gibt es auch eine individuelle Trainingslösung. Wenn alle Trainingsteilnehmer an einem Ort arbeiten, dann ist Face-to-Face Training sicherlich vorzuziehen da dadurch auch die Kollaboration zwischen den Teilnehmern vor Ort erhöht werden kann. Aber stellen Sie sich ein Team von Außendienstmitarbeitern vor: alle an einem Ort zu schulen wird kaum bis gar nicht möglich sein. Und hier sind Distance-Learning Programme dann die passende Lösung.

Wie homogen müssen diese Gruppen sein, um konstruktiv arbeiten zu können?

Zu 100% homogen werden Gruppen nie sein. Jeder Teilnehmer hat seine persönlichen Stärken oder Herausforderungen in der Anwendung der Sprache. Gerade deshalb ist eine ausführliche Erhebung der Sprachkenntnisse notwendig.

Zwar werden, aus Kostengründen und wegen der Einfachheit, immer mehr Online-Tests eingesetzt. Diese fokussieren aber nur auf die passiven Fertigkeiten (Lesen, Schreiben, Hörverständnis) und sind zudem meist als Multiple-Choice Tests angelegt (und dadurch steigt auch die Fehleranfälligkeit). Bei Berlitz hat sich in der Praxis ein kurzer mündlicher Placement Test, der sowohl persönlich als auch telefonisch erfolgen kann, als zielführendste Praktik entwickelt. Grammatik, Strukturen, Vokabular und Sprachfluss werden in einem 10-15 minütigen Gespräch erhoben und bilden die Basis für leistungshomogene Gruppenbildung. Aus seiner persönlichen Erfahrung weiß auch jeder von uns, dass die passiven Fertigkeiten meist besser ausgeprägt sind als die aktive Kommunikationsfertigkeit. Deshalb muss auch meist da angesetzt werden.

Klar ist, dass je niedriger die bereits vorhandenen Kenntnisse in der Sprache sind, desto leistungshomogener muss in der Gruppe gearbeitet werden. Gerade auf den Niveaus A1 und A2 des gemeinsamen europäischen Referenzrahmens. Hier muss der Trainer zunächst versuchen ein einheitliches Niveau unter den Kursteilnehmern zu schaffen um dann das Sprachniveau der Gruppe allgemein anzuheben.

Bitte noch ein paar Worte zu idealer Gruppengröße, Kursintervallen, etc.

Bei Berlitz unterrichten wir maximal zehn Teilnehmer in einer Trainingsgruppe. Ideal hat sich allerdings eine Gruppengröße von vier bis sechs Teilnehmern erwiesen. Dadurch kommen weder die soziale Interaktion noch der Sprachanteil der Teilnehmer – der nach der Berlitz Methode möglichst hoch ist – zu kurz. Messen lässt sich das dann am RoI oder besser RoT – Return on Training – bzw. den Kundenbewertungen im Rahmen der Qualitätssicherung. Und hier zeigt sich, dass kleinere Gruppen einen besseren Lernerfolg aufweisen und die Zufriedenheit unter den Teilnehmern allgemein besser ist.

Wie oft und intensiv ein Training ausfallen soll hängt letztendlich davon ab, welche Ziele in welcher Zeit erreicht werden müssen und wie dringlich der Sprachbedarf ist. Um eine adäquate Progression zu erzielen sollten aber wenigstens einmal in der Woche 90 Minuten Unterricht erfolgen. Und damit ist es ja noch nicht getan: Es kommen Vor- und Nachbereitungszeiten dazu. Und zudem sollte man sich auch in der Freizeit intensiver mit der zu erlernenden Sprache beschäftigen, sei es durch das hören von Audiobüchern, das Lesen von Fachzeitschriften oder den Versuch in der Kaffeepause einfach in der Zielsprache mit den Kollegen zu kommunizieren.

Die Planung von Trainings sollte zudem nicht ad-hoc  sondern zielgerichtet und auf längere Sicht erfolgen. Auch sollte Sprachtraining nicht als Einmalmaßnahme ausfallen sondern kontinuierlich erfolgen. Jeder weiß von sich selber, dass die Kenntnisse in einer Sprache, wenn sie länger nicht angewendet wird, einfach verdeckt werden und man eine gewisse Zeit benötigt um wieder auf dem „alten“ Kenntnisstand zu sein bzw. die Sprache flüssig anwenden zu können.

Danke, Herr Kalian, für das Gespräch. Besonders gefiel mir die Aussage „unser Business ist People Business“, denn sie zeigt klar, wie sichtig der persönliche Zugang im Sprachen-Lernen ist.


Interview-Partner

„Fremdsprachen lernen – der Vorteil von nicht-digital | In-House-Präsenz-Trainings“

Thomas Kalian, MBA MPA : Seit über 14 Jahren ist Thomas Kalian bei Berlitz in verschiedenen Positionen tätig und betreut in der Beratung, Konzeption sowie Begleitung von Trainingsmaßnahmen, beginnend von klassischem Sprachtraining bis hin zu Business Seminaren und Management- und Leadership-Training, lokale sowie international tätige Unternehmen.
www.berlitz.at
Inhouse Gruppenunterricht bei Berlitz: www.berlitz.at/gruppenunterricht-firmen

Fremdsprachen lernen – der Vorteil von nicht-digital | In-House-Präsenz-Trainings

Mag. Eva Selan, MSc | HR-Redakteurin aus Leidenschaft

Theoretischer Background: MSc in HRM & OE. Praktischer Background: HR in internationalen Konzernen und KMUs in Österreich und den USA.
Nach der Tätigkeit beim Print-Medium Magazin TRAiNiNG als Chefredakteurin, wechselte sie komplett in die Online-Welt und gründete Ende 2010 das HRweb.

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