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Tipps & Tricks: Schreibtechniken zur Selbstreflexion | Mit klarem Kopf durch die Krise

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Die aktuelle Krisensituation stellt uns beruflich und privat vor viele neue und komplexe Aufgaben, Selbstreflexion kann hier entscheidend helfen. Wie der Psychologe und Schreibforscher Otto Kruse aufzeigt, ist man damit einem doppelt hohen Druck ausgesetzt:

  • Zum einen soll eine inhaltliche Bewältigung stattfinden und das Tagesgeschäft aufrechterhalten werden.
  • Zum anderen gilt es, einen Umgang mit Unsicherheiten und den damit verbundenen Emotionen zu finden.

Autorin (Selbstreflexion schreiben): Diplom-Sozialwirtin (Univ.) Katharina Thill

 

Selbstreflexion schreiben: „Clustering“ – die Schreibtechnik für Kreative

„Journal Writing“ – die Schreibtechnik für Erzähler

„Morgenseiten“ – die Schreibtechnik für Durchstarter

Brief aus der Zukunft – die Schreibtechnik für Visionäre


Was geschieht nun tun mit dem Geschriebenen?

Literatur

 

Denken ist nach Kruse immer eingebettet in den Kontext der Gefühle und Emotionen. Umso wichtiger ist es,  gerade in der jetzigen, herausfordernden Zeit mit der eigenen Gefühlswelt in einem guten Kontakt zu stehen.  Durch einen klaren Blick auf sich selbst,  steigert man seine Handlungsfähigkeit. Reflexionen sind grundsätzlich auf vielen Ebenen möglich. Das Schreiben kann dabei einen wesentlichen Beitrag leisten.

Schreibtechnikenzur Selbstreflexion: Tipps & Tricks

Die folgenden Schreibtechniken bieten Tipps und Tricks, wie man einen einfachen und schnellen Zugang zur reflexiven Schreibarbeit / Selbstreflexion findet:

„Clustering“ – die Schreibtechnik für Kreative

Clustering ist bildliches Denken. Die Stärke dieser Technik liegt darin, dass beide Gehirnhälften aktiviert sind. Gabriele Rico, auf die diese Methode zurückgeht, stellt hier die assoziative Verknüpfung von Ideen und Vorstellungen in den Vordergrund.  Wie geht man nun konkret vor? Bestimmen Sie als erstes einen Kernbegriff, also einen auslösenden Reiz für das Aufzeichnen Ihrer Assoziationen. Überlegen Sie dafür, was Sie gerade am meisten beschäftigt (zum Beispiel: „Zeit“, „loslassen“, „Anstrengung“, „Sicherheit“).

Umkreisen Sie Ihren Begriff und starten Sie Ihre Assoziationskette von hier. Umkreisen Sie dabei auch die weiteren Worte, die Ihnen dazu einfallen. Verbinden Sie die Worte mit Strichen. Wenn Sie ins Stocken geraten, dann umkreisen Sie das aktuelle Wort, bis Ihnen ein neues einfällt. Versuchen Sie dabei, den Stift stets in Bewegung zu halten. Versuchen Sie auch, sich selbst während des Clusterns nicht zu zensieren – d.h. streichen Sie nichts weg. Die Übung ist zu Ende, wenn Ihnen nichts mehr einfällt. Das Ergebnis gleicht in der Darstellung einem Mindmap. Doch anders als beim Mindmap geht es nicht darum, eine Struktur zu erarbeiten oder Begriffe in Teilaspekte zu gliedern. Der Fokus liegt klar darauf, intuitive Sinn-Ketten zu bilden. Das entstandene Bild kann nun für sich selbst wirken. Es kann aber auch weiterverarbeitet werden. Indem Sie auf den Assoziationen einen kurzen Text aufbauen, verdeutlichen Sie sich Ihre Gedanken noch intensiver.

„Journal Writing“ – die Schreibtechnik für Erzähler

Journal Writing ist eine in Nordamerika weit verbreitete Schreibtechnik. So schlägt auch der US-amerikanische Isolationsforscher Jack Stuster den Astronauten auf der Internationalen Raumstation ISS seit einigen Jahren vor, ein Tagebuch zu führen. Laut Skuster wird dies von den meisten sogar täglich umgesetzt. Nun ist unsere Lebensrealität nicht mit der Einsamkeit des Alls vergleichbar – unser Kontakt zu anderen ist dennoch erheblich eingeschränkt. Hier setzt diese Schreibmethode an. Es gilt, durch das Schreiben ein Ventil für Frust, Probleme und Sorgen zu schaffen. Um das zu realisieren, sollte darauf geachtet werden, dass nicht nur Fakten aufgeschrieben werden, sondern auch Gefühle und Emotionen ihren Raum finden. Ein guter Tipp ist hier, vorab Leitfragen zu formulieren. Ein bewährtes Muster wäre zum Beispiel:

  1. Welche schönen Momente habe ich heute erlebt? Was war heute schwierig? (= Emotionen Revue passieren lassen)
  2. Was ist mir heute gut gelungen? (= eigene Fähigkeiten wertschätzen, Motivation entstehen lassen).
  3. Was wünsche ich mir für morgen? (= Ausblick schaffen und Ziele setzen)

Wer das Journal Writing über einen längeren Zeitraum betreibt, kann diese Technik nicht nur als Schreibventil nutzen.  Meist lassen sich in den Aufzeichnungen Muster der eigenen Lebensgeschichte erkennen. Das kann Blockaden identifizieren – aber auch Kompetenzen sichtbar machen.

„Morgenseiten“ – die Schreibtechnik für Durchstarter

Julia Cameron etablierte die Morgenseiten mit dem Ziel, den Schaffensprozess anzuregen und unbelastet in den Tag zu starten. Für Morgenseiten gelten überschaubare Regeln:  Schreiben Sie morgens direkt nach dem Aufwachen bzw. bevor Sie Ihren Arbeitstag beginnen. Setzen Sie sich dafür einen Zeitrahmen (z.B. 10 Minuten). Schreiben Sie alles auf, was Ihnen gerade durch den Kopf geht – ohne dabei den Stift abzusetzen. Wenn Ihnen gerade nichts einfällt, malen Sie Wellenlinien bzw. drücken Sie die Leertaste auf der Computertastatur, bis ein neuer Gedanke kommt.

Diese Schreibtechnik ist angelehnt an das Freewriting von Peter Elbow. Indem man den Schreibfluss zulässt, hält man sich nicht damit auf, nach Formulierungen zu suchen. Stattdessen findet alles Beachtung, was einem  in den Sinn kommt. Es hilft, sich davon zu lösen, das Geschriebene zu bewerten. Auf diese Weise bekommt die eigene Stimme mehr Gewicht.

Brief aus der Zukunft –die Schreibtechnik  für Visionäre

Auch diese Schreibtechnik wurde von Julia Cameron entwickelt: Schreiben Sie sich selbst einen Brief aus der Zukunft. Versetzen Sie sich dabei in die Person, die Sie  „nach der Krise“ sein wollen – und  lassen Sie sich von Ihrem weiseren Selbst Ratschläge geben. Was hat Sie besonders weiter gebracht? Welche Herausforderungen waren es wert, sie anzunehmen? Wo haben Sie eigene Grenzen gesetzt? Welche Fähigkeiten konnten Sie entwickeln?

Stellt man sich bei Schreiben ein Publikum vor (in diesem Fall sich selbst), dann verändert sich dadurch die Wahrnehmung eines Problems. Im Idealfall löst sich der Tunnelblick und die kritische Situation wird vielschichtiger. Hier setzt der Reflexionsprozess ein: Man schafft ein besseres Verständnis für seine Sorgen, erarbeitet Problemlösungen und  beginnt neue Erfahrungen zu schätzen. So können schon während der Krise mögliche positive Entwicklungsschritte sichtbar gemacht werden.

Was geschieht nun tun mit dem Geschriebenen?

Wie eingangs erläutert, ist der Schreibprozess bereits Mittel zum Zweck. Er hilft uns, Unruhestände aufzulösen und in Balance zu kommen. Aus kreativen, reflexiven und assoziativen Techniken entstandene Testdokumente eignen sich darüber hinaus aber auch für anschließende vertiefende Reflexionen. Es lohnt sich daher in jedem Fall, die Dokumente aufzubewahren. Retrospektiv ermöglichen Sie unschätzbare Einblicke in die Denkprozesse während der Krise. Denn davon dürfen wir ausgehen: Die neuen Erfahrungen werden uns verändern. Sorgen wir dafür, dass dies zum Positiven geschieht.


Literatur

  • Cameron, J. (2003): Von der Kunst des Schreibens … und der spielerischen Freude, Worte fließen zu lassen. Knaur: München.
  • Kanas, N. et al. (2009): Review – Psychology and culture during long-duration space missions. Acta Astronautica 64, S. 659–677.
  • Kruse, O. (2017): Kritisches Denken und Argumentieren. UTB: Konstanz.
  • Rico, G.L. (2001): Garantiert schreiben lernen. Sprachliche Kreativität methodisch entwickeln- ein Intensivkurs auf der Grundlage der modernen Gehirnforschung. Rowohlt: Reinbek bei Hamburg.

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