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Interkulturelle Kompetenz

Welche Personen entwickeln eher interkulturelle Kompetenz und was machen diese Menschen in ihrem Leben anders? Worin zeigt sich interkulturelle Kompetenz im Berufsalltag? Wie wird interkulturelle Kompetenz  im Alltag und in der Arbeitspraxis gelebt? Wir sehen uns prägende Elemente und Einflussfaktoren an: Was macht interkulturelle Kompetenz aus & woher kommt sie? 

Autorin: Dr. Karin Schreiner ist interkulturelle Consultant und Coach (www.iknet.at)

INHALT

Zu interkultureller Kompetenz – intercultural competence – gibt es zahlreiche Literatur, Modelle und Theorien, auch neuere Begriffe wie Global Mindset, Cultural Intelligence, Intercultural Readiness usw. Es ist immer wieder hilfreich, sich die näheren Beschreibungen in Erinnerung zu rufen.

Begriffsbestimmungen: von Cultural Intelligence bis Global Fitness

  • Intercultural Competence / Interkulturelle Kompetenz bedeutet ein kontextübergreifendes oder kontextspezifisches Handlungsvermögen in interkulturellen Begegnungen mit dem Ziel einer erfolgreichen Aufgabenerfüllung
  • Cultural Intelligence bedeutet die Fähigkeit wirkungsvoll mit Menschen mit unterschiedlichem kulturellen Hintergrund zu interagieren auf der Basis von kulturellem Wissen, zielgerichteter Aufmerksamkeit und einem Set an interkulturellen Fähigkeiten
  • Global Mindset bedeutet beständiges Bewusstsein von kulturellen Unterschieden, die Kenntnis kultureller Tabus und Normen und eine ausgeprägte Kommunikationskompetenz in interkulturellen Settings
  • Global Fitness bedeutet die Fähigkeit in kulturell höchst diversen Arbeitsumgebungen erfolgreich zu interagieren und kommunizieren
  • Intercultural Readiness besteht aus vier Basis-Kompetenzen wie kulturelles Bewusstsein, Kommunikationskompetenz, Aufbau von Beziehungen und Umgang mit Unsicherheiten (Ambiguitätstoleranz).

Wie ersichtlich ist, sind sich die unterschiedlichen Begriffe durchaus ähnlich. Es geht um Sozialkompetenz, Kommunikationsfähigkeiten, Offenheit und Verständnis und die Fähigkeit des Perspektivenwechsels. Es geht darum, die Welt aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu sehen und verschiedene Lebensweisen und Herangehensweisen an Aufgaben oder Ziele zu respektieren.

Fähigkeiten als Grundlage interkultureller Kompetenz

Welche Fähigkeiten benötigen wir, um interkulturelle Kompetenz zu entwickeln? Hier eine Auswahl:

Skills / Fähigkeiten

  • Kulturelles Bewusstsein: Bewusstsein über die eigene kulturelle Prägung und die Fähigkeit, über kulturelle Unterschiede auf einer Metaebene zu sprechen
  • Offenheit: Unvoreingenommenheit, auf andere zugehen, Fragen stellen, Interesse und Neugierde zeigen
  • Empathie: Aktives Zuhören, sich in Begegnungen selbst zurücknehmen, sich in andere hineinversetzen
  • Kommunikation: Klarheit im Ausdruck, Wissen um die Bedeutung von Sprach- und Verhaltensmustern und Kommunikationsstilen – verbal und nonverbal
  • Rollendistanz: Kontextbezogenes Handeln und Switchen von Rollen im beruflichen Kontext
  • Diversitätskompetenz: Diversität als Ressource sehen und gezielt einsetzen
  • Ambiguitätstoleranz: Neuen Situationen mit Neugierde und Unvoreingenommenheit begegnen, Stressresistenz

Wie sieht das Profil jener Personen aus, die interkulturelle Kompetenz eher entwickeln? Ein sehr typisches Beispiel sind die so genannten Third Culture Kids, die in ihrer Kindheit und Jugend aufgrund der Berufstätigkeit ihrer Eltern in verschiedenen Ländern gelebt haben. Third Culture Adults wählen häufig internationale Karrieren.

Profil

  • Offenheit und Neugierde sowie den Wunsch, die Vielfalt der Welt zu entdecken
  • Die hohe Bereitschaft, Gelegenheiten wahrzunehmen, an unterschiedlichen Orten zu leben
  • Innere Mobilität, im Sinne von sich nicht nur an einem Ort zu Hause zu fühlen
  • Die Fähigkeit Zugehörigkeiten herzustellen, die nicht unbedingt ortsgebunden sind, sondern sich an Personen orientieren
  • Emotionale Stabilität, die es ermöglicht, trotz erlebter kultureller Diversität und Kennenlernen sehr unterschiedlicher Lebensweisen und Werthaltungen bei sich zu bleiben und sich nicht aus der Bahn werfen zu lassen
  • Die Gabe, nachhaltige Beziehungen mit Menschen unterschiedlichster Herkunft oder Profile einzugehen und diese als Ressource zu erleben
  • Die Fähigkeit, Perspektiven zwischen kulturellen Kontexten zu wechseln und sich leicht in die Situation anderer zu begeben
  • Reflexionsfähigkeit und Meta-Ebenen-Bewusstsein

Die Biografie und / oder der berufliche Werdegang sind häufig entscheidend, dass kulturelles Bewusstsein und interkulturelle Kompetenz eher aufgebaut werden.

Biografie

  • Mehrjährige Erfahrungen in unterschiedlichen kulturellen Umgebungen
  • Aus- und Weiterbildung in unterschiedlichen Ländern, Arbeitsmobilität, Expatriationserfahrung
  • Bi- oder multikulturelle Herkunft und bikulturelle Identität
  • Mehrsprachigkeit
  • Bikulturelle Partnerschaft

Das Leben in einem multikulturellen Alltag kann herausfordernd sein: Man jongliert zwischen zwei oder mehreren Sprachen und switcht zwischen unterschiedlichen kulturellen Kontexten hin und her. Das kann als spielerisch oder als anstrengend erlebt werden. Die Kompetenz, mit zwei oder mehreren Kulturen zu leben, ist eine wertvolle Ressource im Arbeitskontext.

Lebens- und Arbeitspraxis von interkulturell kompetenten Menschen

  • Sie nehmen bewusst andere Kulturen bzw kulturelle Kontexte wahr und respektieren sie
  • Sie sehen mehrere Sichtweisen und Perspektiven und verstehen die jeweiligen Hintergründe, da sie über ein ausgeprägtes Kulturwissen verfügen
  • Sie erkennen, dass man bei einer Migration oder Expatriation die eigene Kultur nicht aufgeben muss, aber die Regeln der Kultur des Wahllandes respektieren und leben sollte
  • Sie treiben die Integration voran, bringen sich im gesellschaftlichen Leben oder in der Organisation aktiv ein, sind präsent, zeigen Teilhabe
  • Sie wissen, dass das Leben woanders ganz anders sein kann, und dass dies ebenso gut ist
  • Sie entscheiden sich zur Zugehörigkeit, wissen aber, dass Anpassung ohne die Chance zu bekommen dazuzugehören, schwer bis unmöglich ist. Aus ihrer Sicht ist Integration nur möglich, wenn die Gegenseite die Möglichkeit auch anbietet
  • Sie erkennen die Notwendigkeit, dass man sich einerseits integrieren muss und andererseits die Unterschiede zwischen Herkunftskultur und Ziel- oder Wahlland nicht betonen muss. Sie können sowohl das eine als auch das andere leben.
  • Sie erkennen, dass sich ihre Multikulturalität gut im Lebenslauf macht. Sie verkaufen diese Ressource gut als Fähigkeit sich leicht anzupassen.
  • Sie leben vor, dass sie sich aufgrund ihrer Bi- oder Multikulturalität mit Kollegen unterschiedlicher Herkunft besser verstehen und mit ihnen leichter auskommen.

Anpassungsfähigkeit, Verständnis für unorthodoxe Lösungen, Empathie, Toleranz, Verantwortungsübernahme für gelungene Integration von neuen Mitarbeitenden, Erkennen der Notwendigkeit sich an Regeln zu halten und damit die Organisationskultur aktiv zu leben, Sprachkenntnisse, Erkennen und Kennen von kulturellen Codes – all diese Fähigkeiten sind für Unternehmen und Organisationen sehr wertvoll. Durch sie wird Inklusion vorangetrieben und gelebt.

Literatur | Interkulturelle Kompetenz:

  • Helen Spencer-Oatey, Peter Franklin, Domna Lazidou, Global Fitness for Global People. How to manage and leverage cultural diversity at work. Castledown 2022
  • Wolf Leenen (Hg.), Handbuch Methoden interkultureller Weiterbildung. Vandenhoeck&Ruprecht 2019
  • David C. Thomas, Kerr Inkson, Cultural Intelligence. Surviving and Thriving in the global village. Berrett-Koehler Publishers Inc. 2017
  • Ursula Brinkmann, Oscar van Weerdenburg, Intercultural Readiness. Four competences for working across cultures. Palgrav Macmillan 2014
Dr. Karin Schreiner, MA | Teil unseres fixen Autoren-Teams

Dr. Karin Schreiner ist interkulturelle Trainerin und Coach für interkulturelles Management. Sie ist Ihre Ansprechpartnerin für kulturspezifische Trainings zu Indien, China, Japan, Süd-Korea.

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