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Unterschied zwischen Volontariat und Ferialpraktikum: Arbeits- & Steuer-Recht

Fair Pay

Sommerzeit ist Praktikantenzeit! Worin besteht der Unterschied zwischen Volontariat und Ferialpraktikum? Was ist aus arbeits-, steuer- und sozialversicherungsrechtlicher Sicht zu beachten?

Gast-Autorin: Claudia Sonnleitner, BDO Austria

Pflichtpraktika, Volontariate, Ferialarbeit – die freien Sommermonate werden von zahlreichen Schülerinnen und Schülern bzw. Studierenden genutzt, um (Pflicht-)Praktika zu absolvieren, erste Berufserfahrungen zu sammeln oder sich einfach etwas dazuzuverdienen. Oft stellt sich für den potenziellen Arbeitgebenden die Frage, welche Besonderheiten im Falle der kurzzeitigen Beschäftigung während der Ferien zu beachten sind. Einige arbeitsrechtliche Aspekte sind dabei jedenfalls von besonderer Bedeutung und auch die lohnsteuer- und sozialversicherungsrechtlichen Komponenten dürfen nicht außer Acht gelassen werden.

INHALT

Was ist die richtige Form der Beschäftigung während der Sommermonate?

Pflichtpraktikum oder Praktikum in Form eines unentgeltlichen Volontariats:

Der Oberste Gerichtshof hat sich in einer jüngst ergangenen Entscheidung (9 ObA1/23x) dem Thema Praktikum und dessen Besonderheiten gewidmet. Demnach gilt, dass der Ausbildungszweck bei der Absolvierung eines Praktikums klar im Vordergrund stehen muss. Da ein Praktikum in erster Linie der Aneignung von Kenntnissen und Fähigkeiten dient und nicht der Absolvierung von Leistung, besteht weder Arbeitspflicht noch Entgeltpflicht.

Im Falle eines verpflichtenden Berufspraktikums liegt in der Regel bereits eine Teilversicherung in der Unfallversicherung als Schülerin oder Studierende vor, sodass Arbeitgebende grundsätzlich keine Anmeldung zur Sozialversicherung vornehmen müssen – allerdings nur, sofern kein Entgelt bezahlt wird. Liegt eine solche Teilversicherung nicht vor, empfiehlt sich für Arbeitgebende – wieder die Unentgeltlichkeit vorausgesetzt – eine Unfallversicherung bei der AUVA abzuschließen. Weder der Praktikant noch der Volontär sind als Arbeitnehmende im Sinne des Arbeitsrechts einzustufen.

Liegt eventuell doch ein Dienstverhältnis vor?

Spätestens zu Beginn eines Ferialjobs ist zu klären, ob unter Umständen gar kein Praktikum oder Volontariat, sondern ein Dienstverhältnis vorliegt. Ein Arbeitsverhältnis im Rahmen eines Ferialpraktikums besteht dann, wenn Kriterien wie Weisungsbindung, persönliche Arbeitspflicht und Eingliederung in den Arbeitsablauf erfüllt sind und zudem eine Entlohnung erfolgen soll. Da in diesem Fall auch der Ausbildungszweck in den Hintergrund gedrängt wird, ergibt sich eine klassische Arbeitnehmereigenschaft. Das hat zur Folge, dass eine Anmeldung zur Sozialversicherung zu erfolgen hat, bei entsprechender Höhe des Entgelts Lohnsteuer und sämtliche Lohnnebenkosten abzuführen und darüber hinaus sämtliche Vorschriften im Zusammenhang mit dem Arbeits- und Sozialrecht anzuwenden sind. Ferialarbeitnehmende haben im Gegensatz zu „echten“ Praktikanten und Volontären in der Regel Entgeltanspruch gemäß Kollektivvertrag, Urlaubsanspruch oder Anspruch auf Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall.

Entscheidend – der wahre wirtschaftliche Gehalt

Die Bezeichnung als Praktikum, Volontariat oder Ausbildungsverhältnis ist unerheblich. Es kann nämlich auch trotz korrekter Pflichtpraktikumsvereinbarung Arbeitnehmereigenschaft vorliegen. Letztendlich hängt es immer von der Gesamtabwägung im Einzelfall und den tatsächlichen Gegebenheiten ab, ob die zu beurteilende Tätigkeit als echtes Arbeitsverhältnis zu qualifizieren ist.

Praxistipp

In zahlreichen Kollektivverträgen sind Praktikantinnen entweder explizit vom kollektivvertraglichen Geltungsbereich ausgenommen oder wie Lehrlinge zu entlohnen. Ein prüfender Blick in den anzuwenden Kollektivvertrag ist daher jedenfalls zu empfehlen.

Unterschied zwischen Volontariat und Ferialpraktikum: Arbeits- & Steuer-Recht

Gast-Autorin

Mag. Claudia Sonnleitner, Spezialistin für HR Tax Consulting & Payroll

Mit ihrer jahrelangen Erfahrung im Bereich Personalverrechnung unterstützt sie bei allen Themen rund um die Lohn- und Gehaltsabrechnung und berät bei lohnsteuer-, arbeits- und sozialversicherungsrechtlichen Fragestellungen. Darüber hinaus begleitet sie Unternehmerinnen und Unternehmer vor und während der GPLB (Gemeinsame Prüfung Lohnabgaben und Beiträge) und unterstützt bei der Kommunikation mit Behörden.

BDO Austria: www.bdo.at/…/people-organisation

Claudia Sonnleitner, BDO
Mag. Eva Selan, MSc | HR-Redakteurin aus Leidenschaft

Theoretischer Background: MSc in HRM & OE. Praktischer Background: HR in internationalen Konzernen und KMUs in Österreich und den USA.
Nach der Tätigkeit beim Print-Medium Magazin TRAiNiNG als Chefredakteurin, wechselte sie komplett in die Online-Welt und gründete Ende 2010 das HRweb.

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