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Psychologische Sicherheit & die Rolle von Führung und HR | Mehr Mut, Offenheit & Innovation

3Jun2025
4 min
Psychologische Sicherheit am Arbeitsplatz

HR-Know-how aus der Praxis für die Praxis

Inhalt

Psychologische Sicherheit ist kein Zufallsprodukt – sie entsteht, wenn Führungskräfte bewusst Vertrauen vorleben und HR dafür sorgt, dass die richtigen Strukturen und Rituale diesen Kulturwandel nachhaltig unterstützen.

Das heutige Experten-Interview geht der Frage nach, welche Rolle HR und Führungskräfte für das Gefühl der psychologischen Sicherheit in Teams spielen.

Team: Psychologische Sicherheit am Arbeitsplatz

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Experten-Interview

Definition

Eine grundsätzliche Frage vorab: Wie definieren Sie das Gefühl der psychologischen Sicherheit für Mitarbeitende?

Christina Hackl (KICK OFF):

Psychologische Sicherheit bedeutet, dass Mitarbeitende in einem Team ohne Angst vor Zurückweisung ihre Meinungen, Ideen oder auch Fehler ansprechen können. Als erfahrener Business Coach sehe ich darin den Schlüssel für Vertrauen und eine echte Teamkultur. Simon Sinek betont: „Ein Team ist kein Platz, wo wir glänzen müssen – es ist ein Ort, wo wir gemeinsam wachsen.“ Genau das ermöglicht psychologische Sicherheit: ein Umfeld, in dem sich Menschen sicher fühlen, Risiken einzugehen und sich authentisch einzubringen.

Die Vorteile sind enorm: Offene Kommunikation verbessert Zusammenarbeit, und durch Vertrauen werden Konflikte und Fehler frühzeitig angesprochen. Teams werden innovativer, weil Mitarbeitende mutig neue Ideen teilen. Zudem steigert ein sicheres Arbeitsumfeld Motivation und Leistung und macht Unternehmen zu begehrten Arbeitgebern – ein Wettbewerbsvorteil, der in Zeiten des Wandels und der Unsicherheiten unschätzbar wertvoll ist.

Die Rolle von HR und Führungskräften

Welche Rolle spielen HR und Führungskräfte bei der Schaffung und Aufrechterhaltung psychologischer Sicherheit in ihren Teams?

Peter Dziergas, MBA MSc (Dale Carnegie Austria)

Führungskräfte sind direkt dafür verantwortlich, eine Kultur des Vertrauens und der Offenheit zu fördern. Sie setzen den Ton, indem sie selbst mit gutem Beispiel vorangehen – indem sie ihre eigenen Fehler zugeben, transparent kommunizieren und aktiv zuhören. Führungskräfte sollten zudem regelmäßig Feedback geben und ermutigen, Risiken einzugehen, um Innovation und kontinuierliches Lernen zu fördern.

HR unterstützt diesen Prozess, indem es passende Schulungen und Ressourcen zur Verfügung stellt, die sowohl Führungskräfte als auch Mitarbeitende für das Thema psychologische Sicherheit sensibilisieren und zudem bei der Gestaltung der Unternehmenskultur helfen, indem es sicherstellt, dass Diversität, Inklusion und eine offene Fehlerkultur in den Unternehmenswerten verankert sind. Darüber hinaus sorgt HR für die Implementierung von Feedbacksystemen, in denen Mitarbeitende ihre Erfahrungen und Bedenken in einer sicheren und anonymen Weise äußern können.

In Zusammenarbeit können HR und Führungskräfte sicherstellen, dass psychologische Sicherheit kontinuierlich aufrechterhalten wird, indem sie regelmäßig den Dialog fördern, die Unternehmenskultur evaluieren und proaktive Maßnahmen ergreifen, um ein respektvolles und unterstützendes Arbeitsumfeld zu gewährleisten.

Mag. Ernst Neudorfer (ASZ)

Führungskräfte haben eine große Vorbildwirkung und signalisieren durch ihr Verhalten (oder Nicht-Verhalten), wie sich eine Teamkultur ausgestaltet. Sie haben durch die Rahmenbedingungen, die sie maßgeblich vorgeben bzw. mitgestalten (z.B. Moderation in Teammeetings, Rollenklarheit, Informationsweitergaben etc.) einen großen Einfluss darauf, ob sich psychologische Sicherheit entwickelt oder nicht.

Sabine Caliskan (ParP)

HR und Führungskräfte müssen verstehen, dass psychologische Sicherheit nicht durch Einzelmaßnahmen entsteht, sondern durch Strukturen, die sich wie ein roter Faden durch die Organisation ziehen.

Führungskräfte: Sie sind die Architekten der Teamkultur. Ihre Aufgabe ist es, gezielt Strukturen zu schaffen, die Offenheit, Zusammenarbeit und Mut fördern. Ein Beispiel: Anstatt Feedbackrunden durchzuführen, sollten sie Teams befähigen, klare Wenn-Dann-Regeln für Kommunikation und Entscheidungsprozesse zu entwickeln. Das macht Transparenz und Offenheit vorhersehbar – und damit sicher.

HR: Ihre Rolle ist es, das Behavioral Design auf organisatorischer Ebene zu gestalten: von der Einführung konkreter Rituale (wie Retrospektiven) bis hin zur Schaffung von Rahmenbedingungen, die Offenheit erleichtern und bestehende Hürden abbauen. HR ist der strategische Partner, der sicherstellt, dass die Strukturen konsistent umgesetzt werden und nicht von der Haltung einzelner Führungskräfte abhängen.

Christina Hackl (KICK OFF)

HR und Führungskräfte spielen eine zentrale Rolle bei der Schaffung psychologischer Sicherheit, aber auch Führungskräfte selbst benötigen Unterstützung, um in dieser Rolle zu wachsen. Führungskräfte können nur dann ein Klima der Offenheit schaffen, wenn sie sich selbst sicher fühlen, authentisch zu führen. Externe Coaches oder Mentoren sind hier wertvolle Partner: Sie helfen, Herausforderungen zu reflektieren und persönliche Unsicherheiten zu überwinden.

HR unterstützt diesen Prozess durch gezielte Entwicklungsprogramme, die Führungskräfte in Themen wie Feedback-Kultur, Konfliktmanagement und emotionale Intelligenz schulen. Zudem können anonyme Befragungen oder externe Moderationen dazu beitragen, ein realistisches Bild der Teamdynamik zu erhalten.

Gleichzeitig liegt es in der Verantwortung von Führungskräften, psychologische Sicherheit aktiv zu fördern. Dies geschieht durch transparente Kommunikation, das Vorleben von Offenheit und die Etablierung klarer Werte und Normen, z. B. in Form eines Team-Manifests. Entscheidend ist auch, Fehler als Lernchancen zu behandeln und das Wachstum der Mitarbeitenden in den Mittelpunkt zu stellen.

Durch diese enge Zusammenarbeit von HR, Führungskräften und externen Coaches entsteht eine Kultur, in der sowohl Teams als auch Führungskräfte ihr volles Potenzial entfalten können.

FAZIT

Psychologische Sicherheit ist das Ergebnis bewusster Führung und strategischer HR-Arbeit. Führungskräfte setzen den Ton, indem sie Vertrauen vorleben, Fehler offen zugeben und transparente Kommunikation fördern. HR sorgt für die nötigen Strukturen, Rituale und Schulungen, um diesen Kulturwandel nachhaltig zu verankern. Zentral ist, dass psychologische Sicherheit nicht durch Einzelmaßnahmen entsteht, sondern tief in die Unternehmenskultur eingebettet sein muss. In Zeiten des Wandels wird sie so zum Erfolgsfaktor: Sie steigert Innovation, Motivation und Attraktivität als Arbeitgeber.

Interviewte Personen: Psychologische Sicherheit

Die Rolle von Führung und HR | Mehr Mut, Offenheit & Innovation

Christina Hackl
Christina Hackl, KickOff
Mag. Ernst Neudorfer
  • Arbeits- & Organisationspsychologe, Gesundheitspsychologe und Coach
  • ASZ – Das Arbeitsmedizinische und Sicherheitstechnische Zentrum in Linz GmbH
  • Unternehmens-Profil
  • www.asz.at
Ernst Neudorfer, asz, Mitarbeiterbefragung

Sabine Caliskan

  • Behavioral Design Architektin
  • ParP – PeopleAtRightPlace
Sabine Caliskan, PeopleAtRightPlace

Peter Dziergas, MBA MSc

  • Geschäftsführer
  • Dale Carnegie Austria
Peter Dziergas, Dale Garnegie

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