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Zwischen War for Talents und Kurzarbeit | Recruiting im Stillstand?

Personalberatung Österreich

Bewerber-technisch befinden wir uns in einer spannenden Zeit: noch im Februar 2020 sprachen wir vom War for Talents. Jetzt, im April 2020 stecken wir Corona-bedingt mitten in wachsenden Arbeitslosenzahlen und Kurzarbeit. In welche Richtung schlägt das Pendel derzeit mehr aus? Ein Experten-Interview:

Um hier ein authentisches, über Branchen verteiltes Bild zu erhalten, höre ich mich in der Personalberater- / Executive Search-Branche um. Im Interview frage ich nach der aktuellen Situation und bitte um eine Abschätzung der Lage im Mai/Juni 2020.

Die Antworten gehen erstaunlich weit auseinander:

Interview

 

Fragen dieses Interviews: Wie sieht aktuell die Auftrags-Lage aus? Ist alles auf 0 heruntergefahren oder haben einige Unternehmen einen längeren Atem bzw genügend Weitblick?

Welche besonderen Herausforderungen sehen Sie für die Personalberater-Branche, ab Mai/Juni 2020?

INTERVIEW-PARTNER

 

Wie sieht aktuell die Auftrags-Lage aus? Ist alles auf 0 heruntergefahren oder haben einige Unternehmen einen längeren Atem bzw genügend Weitblick?

Mag. (FH) Hermann Pavelka-Denk (Pavelka-Denk Personalberatung): „Langer Atem“, das ist der richtige Vergleich. Aus heutiger Sicht haben wir bereits einen Auftragsrückgang festgestellt. Das hat vor allem die Branchen betroffen, die selbst sehr stark von einem Umsatzrückgang betroffen sind. Hier wurden Recruitingstopps ausgesprochen. Gleichzeitig haben aber unsere Kunden aus dem Banken und IT Umfeld klar signalisiert, dass sie bei ihren Personalsuchen weiter machen wollen. Das erleben wir auch so. Kandidaten werden virtuell interviewt und gescreent. Jetzt stehen wir vor den ersten Einstellungen und sind gespannt, ob durch den digitalen Recruitingprozess auch soviel Vertrauen und Überzeugung für einen Kandidaten geschaffen wurde, dass dieser schlussendlich ein konkretes Jobangebot erhalten.
Weiters erleben wir vermehrt eine Seitwärtsverschiebung – die Personalsuche wird nicht komplett gestoppt und auf „Halbgas“ gefahren. Ich gehe davon aus, dass es sich um eine Seitwärtsverschiebung der Personalsuchen und Einstellungen von rund zwei Monaten handeln wird. Die Unternehmen haben sich dann besser an die neue „Coronasituation“ gewöhnt und werden (hoffentlich) wieder besser ihre eigenen Entwicklungen abschätzen können. Und diese hängen, wie wir wissen, immer mit der Personalsituation zusammen.

Mag. Petra Maringer (Trenkwalder Personaldienste): Unternehmen sind zu einem großen Teil mit Themen wie beispielsweise Kurzarbeit beschäftigt. Bei aktuellen Suchen ist die Lage eher verhalten, da noch nicht klar ist, wie es weitergehen wird. Manche Unternehmen suchen nach wie vor neue Mitarbeiter und haben einen langen Atem für die Marathondistanz. Es gibt einige Lichtblicke und Unternehmen erkennen den Wert von Mitarbeitern in der aktuellen und herausfordernden Zeit. Grundsätzlich sehen wir einen Trend, Projekte anzugehen, die bis dato nicht umgesetzt werden konnten. Wir können bei sehr vielen Unternehmen den Weitblick und eine hohe Innovationsfreudigkeit erkennen.

Mag. Cornelia Schwaminger, MAS (BDO Consulting): Derzeit verzeichnen wir keinen Rückgang, sondern sind nach wie vor gut ausgelastet. Auf der einen Seite bearbeiten wir noch „alte“ Projekte, die nicht gestoppt wurden, noch erfreulicher sind aber einige neue Executive Search Projekte, die vor allem von sogenannten systemrelevanten oder digitalen Unternehmen kommen, die nach wie vor auf der Suche nach Schlüsselmitarbeitern sind.

Dr. Susanne Gruber-Kolbesen (2blickwinkel.at): In der Personalsuche wurden leider alle aktuellen und geplanten Projekte on hold gestellt. Wir unterstützen unsere Kunden bestmöglich, da diese teilweise Kurzarbeit anmelden mussten. Wir bleiben mit ihnen und allen sich Bewerbenden in Kontakt und führen vorerst online Interviews. So sind wir gut gerüstet für einen raschen Neustart.

Welche besonderen Herausforderungen sehen Sie für die Personalberater-Branche, ab Mai/Juni 2020?

Mag. Petra Maringer (Trenkwalder Personaldienste): Für uns alle stellt sich die Frage, wann die Wirtschaft nach Corona wieder anspringt bzw. wie die Maßnahmen danach aussehen. Das schafft für uns alle eine gewisse Planungsunsicherheit – für Kandidaten die Situation, dass es relativ unsicher erscheint, den Job zu wechseln und für Unternehmen die Situation, dass sie nicht genau einschätzen können, ob die wirtschaftliche Lage in Zukunft stabil genug ist, um neue Personen an Bord zu holen. Aus unserer Sicht ist ein wichtiger Faktor, früh genug darauf vorbereitet zu sein, wenn die Unternehmen wieder schrittweise in den Normalbetrieb übergehen, um genau diese Unternehmen bestmöglich unterstützen zu können.

Dr. Susanne Gruber-Kolbesen (2blickwinkel.at): Die Beauftragung neuer Personalsuchen wird – je nach Branche – unterschiedlich lange dauern.
Bei Direktansprachen wissen wir, dass in Zeiten großer Unsicherheit viele Kandidaten einem Wechsel möglicherweise kritisch gegenüberstehen. Andere wiederum reflektieren und widmen gerade jetzt ihrer beruflichen Laufbahn etwas mehr Zeit – ein großer Pool an potenziellen Kandidaten für die Direktansprache. Für Unternehmen mit „genügend Luft“ also ein guter Zeitpunkt zu rekrutieren.

Mag. Cornelia Schwaminger, MAS (BDO Consulting): Viele Branchen und Unternehmen werden Nach- oder Neubesetzungen sicherlich auf ein Mindestmaß zurückfahren müssen, das wird uns in jedem Fall auch treffen. Auf der anderen Seite haben wir unsere Hausaufgaben gemacht und bieten mittlerweile zum Beispiel ein Management Audit zur Auswahl von Kandidaten auch digital an. Das spart für unsere Kunden neben Zeit auch Kosten ein und eröffnet uns ein neues Geschäftsfeld. Wir machen das Beste aus der Krise und entwickeln uns selbst weiter.

Mag. (FH) Hermann Pavelka-Denk (Pavelka-Denk Personalberatung): Die Herausforderung liegt wahrscheinlich darin, überhaupt etwas zu sehen aus heutiger Sicht. Ähnlich wie es die Regierung vorlebt, müssen wir uns auch in der Planung unserer Aktivitäten am Markt beim Unternehmen und bei den Kandidaten von Woche zu Woche hanteln und dementsprechend agieren. Wer aktuell ein gutes Team hat, flexibel agieren kann und für den einen oder anderen Kunden eine individuelle Lösung findet, wird sicherlich am richtigen Weg sein. Ich sehe den Bedarf im Bereich digitales Recruiting, Vertrauen und Sicherheit auf Unternehmens- und Bewerberseite zu schaffen als auch dort zu unterstützen, wo die Personalberatung gebraucht wird. Ich wünsche mir, dass die Wirtschaft bald wieder eine Stabilität erfahren wird, aber glaube als Realist, dass wir auch hier einen „langen Atem“ brauchen werden, um gemeinsam mit unseren Kunden und Kandidaten dort wieder hinzukommen.

Die Gesprächspartner

Zwischen War for Talents und Kurzarbeit | Recruiting im Stillstand?


Petra Maringer, TrenkwalderMag. Petra Maringer
Head of Permanent Placement

Trenkwalder Personaldienste GmbH


2blickwinkelDr. Susanne Gruber-Kolbesen
Inhaberin

chvalina & kolbesen  2blickwinkel.at


Hermann Pavelka-DenkHermann Pavelka-Denk
Inhaber und HR-Consultant

Pavelka-Denk Personalberatung


Cornelia Schwaminger, BDOMag. Cornelia Schwaminger
Senior Manager Executive Search

BDO Consulting GmbH


 

Mag. Eva Selan, MSc | HR-Redakteurin aus Leidenschaft

Theoretischer Background: MSc in HRM & OE. Praktischer Background: HR in internationalen Konzernen und KMUs in Österreich und den USA.
Nach der Tätigkeit beim Print-Medium Magazin TRAiNiNG als Chefredakteurin, wechselte sie komplett in die Online-Welt und gründete Ende 2010 das HRweb.

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