Im Experten-Interview hinterfragen wir notwendige Kompetenzen, die KI im Daily Business erfordert und wir bitten die Interview-Partner auch um einen Blick aus der Vogelperspektive, aus der Meta-Ebene.
Ein Experten-Interview, das sich von Teams über Führungskräfte bis hin zu Software spannt.

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Experten-Interview
Daily Business
Welche neuen Kompetenzen und Soft Skills sollten für Mitarbeitende & Führungskräfte besitzen, um KI sinnvoll einzusetzen?
Mag. Paul Bischofberger (Team|Manufaktur)
Wir benötigen fach-kompetente Mitarbeitende, die einerseits in der Lage sind, der KI die richtigen Fach-Fragen zu stellen und die andererseits die vorgeschlagenen Antworten dann auch richtig einordnen können (im Sinne von: Was davon ist tatsächlich korrekt und was gehört ins Reich der KI-Fantasie?).
Darüber hinaus gewinnt aus meiner Sicht kontinuierliches Lernen noch stärker an Bedeutung. Die Technologien entwickeln sich rasant weiter und wer nicht in der Lage ist, sich schnell anzupassen und kontinuierlich neues Wissen anzueignen, wird auf lange Sicht Schwierigkeiten haben, den Anschluss nicht zu verlieren.
Mag. Marina Begic, CMC (MDI)
In meiner Arbeit sehe ich, dass sich die Rollen durch KI verändern. Mitarbeitende müssen lernen, mit KI-Tools wie Copilot oder Prompteingabe-Programmen umzugehen – heutzutage müssen wir alle ein gewisses Maß an technologischer Versiertheit (tech-savvy) mitbringen. Doch noch wichtiger ist es, über kritisches Denken und digitale Kompetenz zu verfügen, um die Vorschläge der KI nicht nur richtig einzuordnen, sondern auch deren Zuverlässigkeit und potenzielle Verzerrungen kritisch zu hinterfragen. Gleichzeitig bleiben Soft Skills wie Empathie und Teamkommunikation zentral, denn trotz aller Automatisierung bleibt der Mensch das Herzstück der Arbeit. Empathie ist gefragt, um alle mit ins Boot zu holen und eine positive Lern- und Innovationskultur zu fördern. Teamkommunikation ist essenziell, weil wir nur dann schnell lernen, was relevant ist und was nicht, wenn wir Wissen, Erkenntnisse und Erfolge – aber vor allem auch Misserfolge – offen miteinander teilen.
Mag. Armand Kaáli-Nagy (ÖPWZ)
Die 4 Basiskompetenzen:
- Rechtliche Rahmenbedingungen: Sie kennen die gesetzlichen Vorgaben und vermeiden Risiken für Ihr Unternehmen.
- Technisches Verständnis: Sie wissen, wie KI funktioniert und können fundierte Entscheidungen treffen.
- Ethik und Verantwortung: Sie erkennen Diskriminierung und Fake Content und können KI fair einsetzen.
- Tool-Wissen: Sie kennen unterschiedliche Tools und deren Einsatzmöglichkeiten.
Wenn Mitarbeitende wissen, was sie dürfen, wie die KI zu Ergebnissen kommt, was vermieden werden muss und mit welchen Tools man zu guten Resultaten kommt, habt man sehr viel richtig gemacht.
Führungskräfte brauchen zusätzlich auch Change-Management Kompetenzen. Das Arbeiten mit KI kann und wird in vielen Organisationen zu Veränderungen führen, die geplant, gesteuert und begleitet werden sollten.
Die Aufgabe von HR ist es, die Organisation und die Einzelnen auf diesem Weg zu begleiten, Richtlinien aufzustellen aber auch Menschen dafür zu begeistern und diese Begeisterung aufrecht zu erhalten.
Meta-Ebene
Welche Kompetenzen sind für Teams entscheidend, um mit der technologischen Entwicklung Schritt zu halten, ohne dabei die persönliche Balance zu verlieren?
Mag. Armand Kaáli-Nagy (ÖPWZ):
In einem Teamgefüge muss gewährleistet sein, dass das Team als Ganzes schritthält. Können einzelne Mitglieder nicht schritthalten, gehen diese verloren. Die Kompetenz zu erkennen, wann das Tempo angepasst werden muss, ist für ein Team auch in dieser Veränderung wichtig. Die Begleitung dieses Change-Prozesses spielt ebenso eine wichtige Rolle wie auch der laufende Kompetenzerwerb aller Mitglieder im Team, damit die Basiskompetenzen gleichermaßen im kompletten Team vorhanden sind.
Mag. Paul Bischofberger (Team|Manufaktur):
Neben den grundlegenden Kompetenzen, die Teams ohnehin benötigen – wie die Bereitschaft zu kontinuierlichem Lernen, Anpassungsfähigkeit, Koordination und Problemlösungskompetenz – ist es meiner Meinung nach mit Blick auf KI besonders wichtig, dass Teams lernen, hochgradig flexibel und agil auf Veränderungen zu reagieren. Die rasante Weiterentwicklung von KI und den begleitenden Tools und Apps schreit förmlich nach dynamischer Anpassungsfähigkeit. Im Idealfall können Teams nicht nur mit der technologischen Entwicklung Schritt halten, sondern diese sogar aktiv mitgestalten. Das allerdings wird ganz sicher einige Teammitglieder an ihre Grenzen bringen – nicht alle sind von Natur aus ein Freund permanenter Veränderung.
Auf Seiten der Führungskräfte braucht es wohl auch ein tiefes Verständnis für ethische Implikationen, da der Einsatz künstlicher Intelligenz ja durchaus viele moralische Fragen aufwerfen kann. Weiters hilft wohl auch die Fähigkeit zur vorausschauenden Planung, um mögliche technologische Entwicklungen und deren Auswirkungen einschätzen zu können. Und zuletzt denke ich an die Fähigkeit, die Balance zu halten zwischen ständiger Innovation einerseits und stabilisierender Routine andererseits – bei sich wie auch bei den von ihnen Geführten.
Welche Fähigkeiten helfen Führungskräften, um auf die technologischen Veränderungen Schritt angemessen zu reagieren?
Marina Begic (MDI):
Um den technologischen Wandel erfolgreich zu gestalten, braucht es strategische Weitsicht, ein tiefes Verständnis der eigenen Prozesse und eine Portion Mut, kombiniert mit Adaptivität, um sich flexibel an neue Entwicklungen anzupassen.
Führungskräfte sollten „walk the talk“ leben – sich aktiv mit KI auseinandersetzen, statt sie zu ignorieren, zu delegieren oder auf eine Corporate Guideline zu warten. Sie müssen sich kontinuierlich weiterbilden, verstehen, wie KI funktioniert, und ihre Teams dazu ermutigen, sich damit auseinanderzusetzen. Gleichzeitig gilt es, die eigene Arbeit stets kritisch zu hinterfragen und KI-Ergebnisse zu überprüfen: Bringt uns das wirklich weiter? Macht es uns als Team und Unternehmen erfolgreicher? Nur wer KI aktiv nutzt und reflektiert, kann sie sinnvoll und verantwortungsvoll in den Arbeitsalltag integrieren.
FAZIT: Arbeiten im KI-Zeitalter
Künstliche Intelligenz verändert den Arbeitsalltag rasant – doch ihr Potenzial entfaltet sich nur, wenn Menschen die richtigen Kompetenzen mitbringen. Mitarbeitende und Führungskräfte müssen lernen, KI-gestützte Ergebnisse kritisch zu hinterfragen, technische Abläufe zu verstehen und ethische Aspekte zu berücksichtigen. Kontinuierliches Lernen wird zur Schlüsselkompetenz, um den Anschluss nicht zu verlieren. Führungskräfte sind zudem gefordert, Change-Prozesse aktiv zu gestalten und ihr Team durch den Wandel zu begleiten.
Auf Teamebene ist die Fähigkeit zur Anpassung essenziell: Nicht alle Mitarbeitenden sind gleichermaßen technikaffin oder offen für Veränderung. Erfolgreiche Teams balancieren Innovation und Stabilität, erkennen das richtige Tempo für Veränderungen und fördern den gemeinsamen Kompetenzerwerb. KI kann den Arbeitsalltag erleichtern – doch erst das Zusammenspiel aus technologischer Kompetenz, kritischem Denken und menschlicher Zusammenarbeit macht sie wirklich wertvoll.
Interviewte Personen
KI im Arbeitsalltag | Kompetenzen für Teams und Führungskräfte
Mag. Paul Bischofberger
- Geschäftsführer
- Team|Manufaktur GmbH
- Unternehmens-Profil
- www.team-manufaktur.at

- Geschäftsführer
- Österreichisches Produktivitäts- und Wirtschaftlichkeits-Zentrum (ÖPWZ)
- Unternehmens-Profil
- www.opwz.com

Mag. Marina Begic, CMC
- Chief Innovation & Technology Officer
- MDI Management Development
