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Es gibt Begriffe die modern geworden sind. Begriffe die man oft hört, von denen man aber dennoch ausgehen kann, dass kaum zwei Personen dieselbe Auffassung darüber haben, was dieser Begriff bedeutet. Mein heutiges Beispiel: das „High-Performance Team“.

Gewisse Begriffe und Schlagwörter haben sich einfach eingeschlichen. Man weiß nicht mehr genau wann, wo und wieso – plötzlich sind sie da. „High-Performance Team“ ist für mich so ein Wort. Ich begegne ihm (vielleicht ist es auch subjektiv-gesteuerte Wahrnehmung) inzwischen immer wieder: bei Führungskräfte-Seminaren, bei Key-Note Speakern, in Internet-Artikeln und Blog-Beiträgen. Für mich Grund genug, dem Begriff auf den Grund zu gehen.

 

Die Wurzeln

Eine kurze Internet-Recherche fördert zunächst die WIKIPEDIA Definition zu Tage. Demnach sind High-Performance Teams: „A high-performance team can be defined as a group of people with specific roles and complementary talents and skills, aligned with and committed to a common purpose, who consistently show high levels of collaboration and innovation, that produce superior results.“

Klingt ganz danach als ob die Leistung, der dauerhafte und überdurchschnittlich exzellente Output des Teams, die sprichwörtliche „Performance“ das Hauptkriterium in der Definition ist. Man erkennt aber auch recht bald, dass es einige andere Komponenten sind, die von einem normalen Team unterscheiden. Dabei wird vor allem immer wieder die eher hierarchie-freie, auf Austausch und Augenhöhe basierende fachliche Kooperation, die stark intrinsisch motiviert und gesteuert ist angeführt. Wie ein Blogger es bezeichnet hat: „Replacing the hierarchical boss-subordinate relationship with that of an empowered work team.“

Der Begriff „High-Performance Team“ ist keinesfalls neu. Die Wurzeln reichen bis in die 1950er Jahre zurück in denen in Großbritannien das Tavistock Institute of Human Relations in seinen Publikationen die Leistungsfaktoren von Teams näher unter die Lupe nimmt. Schon früh entwickelt wird der Begriff erst in den 1980/90ern populär und letztlich durch Publikationen von Katzbach (Teams at the Top: unleashing the potential of both teams and individual leaders) und Hackman (Groups that work and those that don’t) Allgemeingut. Bis heute sehr gute Publikationen die ich als Lesetipp nur wärmstens empfehlen kann.

 

Die Kernelemente

Was aber definiert nun ein „High-Performance Team“ neben einem überdurchschnittlichen Leistungsniveau und Interaktion jenseits der klassischen Führungsstruktur? Ich würde die folgenden Faktoren als wesentlich einstufen (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):

  • Klares Ziel – hohes Engagement: Die Basis eines jeden High-Performance Teams ist ein absolute klares Ziel und gemeinsames Verständnis von dem, was erreicht werden soll. Der Weg kann Teil des Aushandlungsprozesses sein, aber alle Teammitglieder sind 100% auf das zu erreichende Ziel eingeschworen. Das Team ist auf dasselbe Leuchtfeuer hin ausgerichtet – dieses nährt den Teamgeist und das Engagement.
  • Vertrauen das Unmögliche erreichen zu können: Hochleistungsteams haben hochgesteckte Ziele und dennoch den festen Glauben diese erreichen zu können. Man hält sich nicht in Diskussionen auf warum etwas ohnehin nicht funktionieren kann sondern entwickelt pragmatisch Lösungen und überdenkt den Status Quo. Man akzeptiert nicht die Hindernisse der Vergangenheit sondern sucht nach neuen Wegen und Lösungen.
  • Eine ausgeprägte Team-Identität: Das Team empfindet sich als primäre Überlebenseinheit, als eingeschworene Gemeinde. „Einer für alle – alle für einen“ kann hier als Motto gelten. Man grenzt sich wissentlich und willentlich gegen (dem eigenen Empfinden nach) Weniger-Leister ab. Man ist Stolz auf das eigene Team und verteidigt es nach außen.
  • Flache Führung: High-Performance Teams agieren normalerweise in flachen Hierarchien. Die Führung übernimmt im Alltag im starken Wechselspiel derjenige der in einer Situation die meiste Erfahrung, das größte Wissen oder die beste Idee hat. Nicht Status steht im Vordergrund sondern was das Team im Moment am stärksten weiterbringt.
  • Spaßfaktor: In High-Performance Teams herrscht ein hohes Leistungsniveau, aber auch eine ausgeprägte Spaßkultur. Gemeinsame Erlebnisse und geteilte Freude schweißt das Team zusammen. Man Feiert Erfolge.
  • Ausgeprägte Lernfähigkeit: High-Performance Teams sind besonders aufs Lernen voneinander fixiert. Erfahrungen werden offen und aktiv ausgetauscht – aus Fehlern wird ohne Schuldzuweisungen gelernt. Laufendes Feedback ist daher eines der Schmiermittel derartiger Hochleistungsteams.
  • Abschirmung von den „bürokratischen Mühlen“: High-Performance Teams haben meist eine Führungskraft (trotz aller ausgeprägten Flachheit der empfundenen Hierarchie) die das Team von der Mühsal der Bürokratie, der „Innenpolitik“ eines Unternehmens und ablenkendem „Rauschen“ abschirmt. Der Fokus des Teams kann voll auf der eigenen Leistungserbringung liegen. Man hält die eigene Konzentration auf den wesentlichen Dingen.

Klingt doch sehr vielversprechend so ein „High-Performance Team“, oder?

 

Und Ihr Team?

Warum ich diesen Artikel geschrieben habe:

A) Damit Sie und ich beim nächsten Gebrauch des Begriffes „High-Performance Team“ etwas genauer wissen worüber wir reden.

B) Damit Sie und ich in unser eigenes Unternehmen blicken können und uns die Frage stellen: „Haben ich/wir hier High-Performance Teams?“

Und? Wie fällt die Antwort auf diese Frage bei Ihnen aus?

 

Lesetipp

Katzenbach, J. R.: Teams at the Top: unleashing the potential of both teams and individual leaders. Boston, MA: Harvard Business School Press, 1998

Mehr Team als andere Teams?

Mag. Gerd Beidernikl | Teil unseres fixen Autoren-Teams

Mag. Gerd Beidernikl ist geschäftsführender Gesellschafter von vieconsult, der Vienna Corporate Research and Development GmbH und Lehrvortragender für Organisationssoziologie.

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