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Das Jahr 2020 hat viel Veränderung in die Arbeitswelt gebracht. Aus vielen (guten) Gründen betrachten wir COVID19 dabei als eine Quelle der Veränderung bzw. einen Beschleuniger der Veränderung. Und meistens blicken wir auf COVID19 dabei als unangenehmes, leidbringendes Ereignis.

Was aber wenn wir das Virus mal anders betrachten: Als Organisationsentwickler!

⇒ Siehe auch das Video: HRweb-Talk mit Gerd Beidernikl | Covid als Innovations-Beschleuniger

 

 

Dass das heurige Jahr viel an Veränderung gebracht hat brauchen wir wohl nicht mehr lange zu diskutieren. Die COVID19 Situation (umCOVID19 als Organisationsentwickler es mal zumindest in Österreich nicht nur immer „Krise“ zu nennen) ist als Pandemie in vorderster Instanz ein gesundheitliches Thema. Mit weitreichenden Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft.

Das Virus als Organisationsentwickler

Ich möchte in diesem Artikel aber die Betrachtungsweise weg von der gesundheitlichen Gefahr hin zum Einfluss auf die Entwicklung von Organisationen lenken. Ich möchte das Virus als neuen Kollegen im „Team OE“ begrüßen und hinterfragen, wie man denn COVID19 mit den Augen der Organisationsentwicklung betrachten kann. Denn eines muss man zugeben: COVID19 hat die Entwicklung (sowohl in positiven als auch negativen Aspekten) in vielen Organisationen beschleunigt. Was die interne Organisationsentwicklung tlw. in Jahren nicht geschafft hat, COVID19 hat es in Wochen geschafft.

Das goldene Dreieck der Veränderung

Der Ausgangspunkt für diese Betrachtung ist das „goldene Dreieck“ der Organisationsentwicklung, dass in der Systemik breite Anwendung findet: Strategie – Struktur – Kultur.

  • Strategie als Sammlung von Plänen und Vorhaben zur Erreichung der jeweiligen Ziele bzw. Vision der Organisation.
  • Struktur als Aufbau- und Ablauforganisation die den Rahmen der Interaktionen einer Organisation vorgeben.
  • Kultur als „Persönlichkeit“ einer Organisation, als System geteilter Normen, Werte, Denkmuster und Handlungspraktiken.

Wenn wir diese Brille anlegen dann wir rasch klar: COVID19 hat uns auf allen Ebenen interdependent beeinflusst.

COVID19 und Strategie

In der Zeitreise seit März 2020 sind wohl alle Unternehmen irgendwie direkt oder indirekt von COVID19 betroffen. Durch eine kurzfristige Einschränkung oder sogar Verunmöglichung der Geschäftsfähigkeit, durch mittelfristige Veränderung der Geschäftstätigkeit bis hin zur langfristigen Transformation der eigenen Geschäftsfelder. Wo die eigenen Mehrarbeit unter erschwerten Bedingungen haben (bspw. Gesundheitseinrichtungen), haben andere einen zeitweisen oder saisonalen (Total-) Ausfall (bspw. Tourismus, Restaurants). Die einen arbeiten in Kurzarbeit (bspw. manche Produktionsbetriebe), die anderen haben mehr Aufträge als je zuvor (bspw. IT-Dienstleister).

Für viele war und ist COVID19 ein Weckruf sich mit strategischen Fragen zu beschäftigen. Sowohl von der Seite der Kundenbedürfnisse her als auch von der Erbringung der eigenen Leistungen her. Und was das Krisenmanagement in Unternehmen betrifft stand und steht ebenso die strategische Entscheidung an: Überbrücken, anpassen, neu erfinden oder professionell beenden

COVID19 und Struktur

Das Virus hat sich ebenso strukturell auf viele Unternehmen ausgewirkt. Am augenscheinlichsten Sicherheit + Telearbeit. Distanz ist das neue Credo geworden, wo dies nicht gelingt sind MNS-Masken ein enzwischen gewohnter Begleiter von uns geworden. Bei PC-Arbeitsplätzen war Telearbeit eine naheliegende Lösung und Virtualisierung von Prozessen und Meetings ein notwendiges Instrument. Per Lockdown #1 wurde die Telearbeit quasi flächendeckend eingeführt. Und der Digitalisierung wurde ein Turbo-Boost verliehen.

COVID19 hat in dieser Betrachtungsweise gnadenlos die Schwächen der eigenen Aufbau- und Ablauforganisation aufgedeckt. Wo papiergebundene Prozesse dominiert haben und Anwesenheit die Maßzahl für Produktivität gewesen ist, musste man häufig stark kämpfen die Leistungsfähigkeit aufrecht zu erhalten. Andernorts war man zumindest technisch/strukturell besser vorbereitet. Die Phase des „wir müssen in Telearbeit“ folgt nun die spannende Phase in der einige Unternehmen bereits zurückrudern, um das „alte Normal“ wieder herzustellen; andere Unternehmen erkennen die gewaltige Chance, dauerhaft neue Strukturen zu etablieren. Und wir sind alle Teil in diesem riesigen Live-Experiment.

COVID19 und Kultur

COVID19 ist eine herausfordernde Situation mit augenscheinlich keiner eindeutigen Expertenlösung. Es ist eine komplexe Situation in der Erfahrungswerte weitgehend fehlen. Entsprechend ist es in vielen Unternehmen eine Phase erhöhter Kollaboration jenseits der hübsch gezeichneten Organigramme. Denn die Lösungen der aktuellen Probleme machen nicht an Abteilungsgrenzen halt. Die Kultur vieler Unternehmen wurde durch COVID19 auf die Rüttelstrecke geschickt und konnte sich in seinen Qualitäten beweisen oder in seinen fehlenden Qualitäten bestätigen. Wo Vertrauen in einander vorhanden war, ist vielerorts eine Gruppenerfahrung entstanden, die auch in Jahren von heute noch hohes Storytelling-Potenzial in sich trägt. Mein Fazit: In Krisenzeiten rücken Menschen entweder stärker zusammen oder fallen egoistisch auseinander. Jeder darf für sein Unternehmen selbst die Erfahrungen subsumieren.

Ein weiterer Kulturaspekt ist, dass plötzlich Mensch und Mitarbeiter stärker eins sein dürfen. Wie gerne hält man als Unternehmen Privatleben und Berufsleben auseinander, versucht künstlich zu trennen was als Mensch ein Ganzes ist. Homeoffice und Homeschooling haben uns gezeigt, wo die Chancen aber auch die Grenzen liegen. Und auch diese Erfahrung wird uns weiter prägen wenn es um die menschliche Komponente im Berufsleben geht. Ganz abgesehen von der echten Chance durch gesteigerte Telearbeit eine Präsenzkultur mit einer Ergebniskultur zu substituieren. Dies ist in letzter Instanz eine Tour de Force gewesen, die unsere Unternehmenskulturen nachhaltig verändern kann.

Sowas wie ein Resümee

Von Winston Churchill soll das Zitat stammen: „Never waste a good crisis!“ – Verpasse nicht die Chance, die in einer Krise steckt. Die aktuelle Phase COVID19 ist für viele Unternehmen eine Phase die bei aller Unsicherheit auch gewaltige Potenziale in sich trägt. Es ist eine Phase…

  • …des Reflektierens und Überdenkens.
  • …des Reorganisierens und Restrukturierens.
  • …des Loslassens und Reduzierens.
  • …des Erlernens und Übens neuer Kompetenzen.
  • …des Wiederfindens und neu Erfindens.
  • …des Ausrichtens und Herrichtens für die Zukunft.

Sitzen wir die COVID19 Krise nicht nur aus, nutzen wir sie! Nutzen wir das Virus als Organisationsentwickler!!


Hinweis

Der Artikel basiert auf Gedanken aus dem Webinar „Das Virus als Organisationsentwickler“ von Gerd Beidernikl.

COVID19 als Organisationsentwickler

Mag. Gerd Beidernikl | Teil unseres fixen Autoren-Teams

Mag. Gerd Beidernikl ist geschäftsführender Gesellschafter von vieconsult, der Vienna Corporate Research and Development GmbH und Lehrvortragender für Organisationssoziologie.

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